Stefan Osterhaus schaut sich in den Galerien von Berlin um

„A crime must be committed“, meint Rebecca Ann Tess, und zur Bekräftigung ihrer These hat sich die Künstlerin in die Welt des Films begeben: Eine Handvoll Prints auf Plexiglas und ein Video geben Einblick in ihre ganz eigene Medientheorie, die um Rassismus, Geschlechterkampf und Immigration kreist. Ihre Ausstellung stellt die Frage nach Verbrechen und Herkunft im Film, nach Täterbildern und deren Wandlung: Welchen Schauspielern also wir die Täterschaft vom Produzenten untergeschoben – und wie hat sich das Bild des Verbrechers in siebzig Jahren Film gewandelt. Die Gangster waren nicht selten für die Einwanderer reserviert – für Männer wie Edward G. Robinson, der aus Rumänien stammte und der es in Hollywood auf eine bemerkenswerte Bandbreite an Rollen brachte. Sogar den damals noch nicht kartoffelquetschenden Seewolf hatte er drauf. Robinson schaut vom Print auf den Beobachter im Kinosessel; er ist in guter Gesellschaft, Humphrey Bogart hängt gleich neben ihm. Sharon Stone vermischt sich auf einem der Motive mit einer, nun ja, etwas virilisierten Muskelfrau, ein Gedanke, der nicht so ganz abwegig ist, wenn man bedenkt, dass ihr Mordinstrument in „Basic Instinct“ ein Eispickel war. Andererseits verhandelt „A Crime Must Be Committed“ in der Galerie Figge von Rosen auch die Rolle der Schwarzen im Gangsterfilm in einem Video, das binnen 13 Minuten an Wendungen, Irrungen und Wirrungen schwer zu überbieten ist. Es ist voller Assoziationen, man darf sich an Sidney Portier erinnert fühlen, die Verweise auf Shaft, den ersten schwarzen Superhelden, sind nicht zu übersehen, die Heldin wirkt extrem transig, ohne eine Transe zu sein, und ein solches Maß an Doppelbödigkeit verleitet schnell zu dem Gedanken, dass es im Grunde ganz spaßig sein muss, ein Schurke zu sein – und sei es nur für die Dauer von 13 Minuten.

■ Rebecca Ann Tess: „A crime must be committed“, Figge von Rosen, Potsdamer Straße 98, Mi.–Fr. 13–18 Uhr, Sa. 12–18 Uhr