Marion Senkbeil, Gewerkschafterin
: Die Anti-Atom-Bikerin

■ 46, arbeitet als Technische Angestellte und ist ehrenamtliches Ortsvorstandsmitglied im IG-Metall-Bezirk Unterelbe.

Noch ist es ruhig in dem kleinen Dörfchen Vaale in Schleswig Holstein. Doch am Montag wird es vorbei sein mit dem österlichen Frieden: Um fünf vor zwölf werden an die hundert Motorräder angeschmissen, um im Korso zum AKW Brunsbüttel zu fahren.

Angeführt werden wird der Korso von Marion Senkbeil. Die 46-Jährige ist die Organisatorin der Bikerdemo. Eigentlich wollte die begeisterte Motorradfahrerin mit ihrer Suzuki Savage LS 650 kommen, brach sich aber den Fuß. Am Montag muss sie nun auf dem Sozius Platz nehmen. Der Vorteil: Die Anti-AKW-Fahne lässt sich während der Fahrt komfortabler schwenken.

Wäre nicht Fukushima dazwischen gekommen, wäre am diesjährigen Tschernobyl-Gedenktag ein symbolischer Atomalarm ausgelöst worden. Statt dessen gibt es am Montag Sternmärsche zum Kraftwerk Brunsbüttel. Einer von ihnen ist motorisiert.

Die IG-Metallerin Senkbeil verbringt die Wochenenden am liebsten mit ihrem Freund zeltend auf Motorradtreffen. Außerdem ist sie Mitglied eines Anti-Atom-Bündnisses. Obwohl sie nie Mitglied in einem Motorradclub war, weil sie „ihr eigener Herr“ sein will, hat sie viele Kontakte in der Szene. Entsprechend namhaft sind die Teilnehmer der Bikerdemo: Neben den Worker Wheels, dem Bikernetzwerk der IG Metall, hat sich auch der Hamburger Motorradclub Kuhle Wampe angemeldet.

Durch ihre Gewerkschaftsarbeit ist Senkbeil „so in die Anti-Atom-Arbeit reingerutscht“. Seitdem interessiert sie sich immer mehr für die Umwelt. „Als Bikerin nimmt man die Natur viel mehr war, du riechst die Rapsfelder und spürst den Wind – ich liebe dieses Freiheitsgefühl.“

Senkbeil hat sich auch schlau gemacht, als es um den Ökotreibstoff E10 ging. Ihr Urteil ist vernichtend: „Das ist ökologischer Schwachsinn, Lebensmittel gehören auf den Tisch.“ Und bei Elektromotorrädern hat sie auch so ihre Bedenken: „Biker stehen auf Lautstärke!“

Bevor am Montag um 14 Uhr am Atomkraftwerk die Kundgebungen beginnen, werden die Biker noch Zeit für ihren obligatorischen Rundgang haben. Senkbeil freut sich schon aufs „Mopeds gucken“. LEA ZIEROTT