Air Berlin kauft für 340 Millionen Euro ein

Deutschlands größter Billigflieger ist auf Übernahmetour: Nach der dba schluckt Air Berlin den Düsseldorfer Konkurrenten LTU. So kann das Berliner Unternehmen erstmals auch Langstrecken anbieten. Die Passagierzahlen sollen um 10 Prozent steigen

von EDITH KRESTA

Billigflieger sind ökologisch eine Katastrophe, ökonomisch der Renner: Der deutsche Ferienflugmarkt konzentriert sich immer mehr unterm Dach des Preisbrechers Air Berlin. Deutschlands größter Billigflieger kauft nun den Düsseldorfer Ferienflieger LTU. Die Berliner zahlen dafür 140 Millionen Euro. Zudem übernehmen sie Schulden in Höhe von rund 200 Millionen Euro.

Air Berlin wird damit zum viertgrößten Anbieter von Flugreisen europaweit. Der Deal muss noch vom Kartellamt genehmigt werden. Im vergangenen Jahr hat Air Berlin schon den Billigflieger dba übernommen. Das zahlte sich aus: Die Berliner Fluggesellschaft steigerte im Jahr 2006 ihren Umsatz um 29,6 Prozent auf 1,57 Milliarden Euro.

Zukäufe sind aber nicht alles, auch Kooperationen sollen helfen, die Marktposition zu festigen. So hat Air Berlin auch mit der Fluggesellschaft Condor eine Zusammenarbeit beim Codesharing vereinbart, um seine Flugpläne zu ergänzen.

Condor gehört zum Reisekonzern Thomas Cook. Beim Codesharing bieten zwei oder mehrere Airlines einen Flug unter einer gemeinsamen Nummer an. Dadurch können die Fluggesellschaften ihren Kunden auch Strecken anbieten, auf denen sie selbst gar nicht fliegen. Außerdem verbessert sich dadurch in der Regel die Auslastung der Maschinen.

Die Kooperation mit Condor soll, falls das Kartellamt sein Einverständnis gibt, bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahres starten. Bislang kooperierte Air Berlin mit TUIfly. Diese Zusammenarbeit wird aufgelöst.

Derzeit umfasst das Streckennetz von Air Berlin Ziele in Europa, einschließlich der Kanaren, sowie Ägypten und Tunesien. Mit LTU verschafft sich der Konzern nun ein Langstreckennetz mit Verbindungen unter anderem in die USA, nach Kanada, in die Karibik, nach Thailand und Südafrika. Dass der Billigflieger Air Berlin der TUI die Partnerschaft aufkündigen will, sehe man in Hannover gelassen, sagte ein TUI-Sprecher. TUI habe für Fernstrecken nach Amerika oder Asien einen noch mehrere Jahre gültigen Vertrag mit LTU. Dieser bliebe vorerst erhalten.

Die LTU soll im Air-Berlin-Konzern ein rechtlich selbstständiges Unternehmen mit eigener Geschäftsführung bleiben. Auch der Name LTU soll auf absehbare Zeit erhalten bleiben. Air Berlin erwartet Synergien durch die Übernahme zwischen 70 und 100 Millionen Euro.

Air Berlin will das operative Ergebnis dieses Jahr „signifikant“ steigern, schreibt Vorstandsvorsitzender Joachim Hunold im gestern vorgelegten Geschäftsbericht für 2006. Hunold will die Zahl der Passagiere um 10 Prozent auf 22 Millionen steigern.

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