LESERINNENBRIEFE
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Ringen um knappes Kapital

■ betr.: „Waghalsige Risiken“, Interview mit Simon Johnson,taz vom 14. 4. 11

Es ist nicht zutreffend, dass eine 20- bis 25%ige Eigenkapitalrendite (vor Steuern!) ungewöhnlich hoch ist. Laut Bundesbank-Statistiken hat auch die gewerbliche Wirtschaft durchschnittlich 25 % in den Jahren 1994 bis 2008 erzielt. Im Ringen um knappes Kapital muss die Bankenbranche den Aktionären und interessierten Investoren eine angemessene Rendite bieten. Auch ist es falsch, dass dies mit großen Risiken erkauft werden muss. Denn große Teile des Geschäfts einer modernen Universalbank werden im Beratungsgeschäft (Asset Management, Transactionbanking, M&A, Vermögensverwaltung) erzielt, deren Erträge nicht mit Kapital unterlegt werden müssen, aber dennoch erheblich zum Gesamtgewinn beitragen und sicherlich nicht als risikoreich gelten. Außerdem reicht die Bilanzsumme der Deutschen Bank nach der in den USA geltenden Rechnungslegung US GAAP nicht „fast an das deutsche Bruttoinlandsprodukt“ von rund 2,5 Billionen Euro heran, wie der Amerikaner Johnson schreibt, sondern beträgt weniger als die Hälfte. Schließlich ist auch die Berechnung der Eigenkapitalausstattung der Deutschen Bank durch Herrn Johnson irreführend. Bezogen auf die risikogewichteten Aktiva liegt die Eigenkapitalquote der Deutschen Bank bei 12,3 %. Keine Risikogewichtung vorzunehmen, hieße Äpfel mit Birnen zu vergleichen. DETLEV RAHMSDORF, Deutsche Bank AG, Frankfurt /Main

Die wahren Verhältnisse

■ betr.: „Mütter zurück am Herd“, taz vom 15. 4. 11

Es macht mich wütend, wenn ich in einem Artikel lese, dass „westdeutsche Mütter, die beispielsweise Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren hatten, im Jahr 2000 durchschnittlich 18,7 Wochenstunden“ ARBEITETEN. Hier die wahren Verhältnisse im Klartext: Die Mütter arbeiteten insgesamt ungefähr 60 Wochenstunden, davon ca. 50 im und 18,7 außer Haus, d.zh. für gut zwei Drittel ihrer Arbeitsstunden erhielten sie keinen Cent Geld. DOROTHEA BÖHM, Bielefeld

Vergessene Dissidenten

■ betr.: „Sitzstreik für Ai Weiwei“, taz vom 18. 4. 11

Immer das gleiche Ritual: Jeder neue Dissident, den die chinesischen Machthaber verschwinden lassen oder ganz offiziell einlochen, verdrängt die Vorgänger aus den Schlagzeilen. Liebe taz: Hier geht es nicht nur um das bedauerliche Schicksal von Ai Weiwei, sondern um hunderte gleicher Schicksale! Angesichts dieser Art von altbekannter Berichterstattung können sich die chinesischen Machthaber nur die Hände reiben. Jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf treiben und die vergessenen Dissidenten in aller Ruhe umerziehen, foltern, umbringen …

Auf jedem der 1.001 Stühle könnten locker zwei bis drei in China weggesperrte Dissidenten Platz nehmen. Daran zu erinnern, sollte bei aller Betroffenheit nicht vergessen werden!

ERIKA HARTRIEGEL, Hamburg

Vorne hui, hinten pfui?!

■ betr.: „Letzter Negerkönig feiert Thronjubiläum“, „Gurke des Tages“, taz wahrheit vom 19. 4. 11

Ich fordere: sofortigen Ausstieg aus der Wahrheit(sseite), mindestens aber ein 6-monatiges Moratorium inklusive Zwangsbeschulung der Wahrheits-Redaktion mit einem Intensiv-Kurs „Anti-Rassismus, Menschen- und Frauenwürde“. Ich will weder im Zug noch sonst wo, weder auf der Rückseite noch irgendeiner anderen Seite „meiner“ Tageszeitung über „Schwarze Gedanken, schwarze (Weiße) Männer und N…könige lesen – da hört jeder Spaß auf, das ist Rassismus pur – und ganz nebenbei noch ein paar hingeschlunzte frauenfeindliche Sätze gegen Ex-Bischöfin Käßmann, fast geschenkt, aber nur fast – Schluss damit! ULRIKE JANZ, Dortmund