Lösegeldzahlungen ausgeschlossen

DROHUNG Die Terrormiliz IS kündigt Hinrichtung einer britischen Geisel an. Der Handlungsdruck auf die Londoner Regierung steigt

DUBLIN taz | Eine britische Geisel soll das nächste Opfer der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) sein. Das kündigte der Maskierte in dem Video von der Enthauptung des US-Journalisten Steven Sotloff an. Der Brite ist in dem Video in einem orangen Overall zu sehen. Sotloffs Ermordung war vor zwei Wochen in dem Video der Enthauptung seines Kollegen James Foley angekündigt worden. Die britischen Geheimdienste untersuchen, ob beide Morde von derselben Person verübt wurden. Vieles deutet darauf hin. Der Mann sagte in dem Video: „Ich bin wieder da, Obama.“ Die Statur und der Londoner Akzent stimmen in beiden Fällen überein. Sein Name soll Abdel-Majed Abdel Bary sein, die britische Presse taufte ihn „Jihadi John“. Rund 500 Briten kämpfen in Syrien und im Irak aufseiten der Islamisten.

Der britische Außenminister Philip Hammond sagte, man wisse von der Geisel „seit einiger Zeit“ und untersuche jede Möglichkeit, die Person zu schützen. Es handelt sich um David Cawthorne Haines, einen ehemaligen britischen Soldaten, der als Sicherheitsbeauftragter für Hilfsorganisationen arbeitet. Er ist außerdem Direktor von Astrea, einer kroatischen Firma für Küchengeräte. Haines ist seit 2010 mit Dragana Prodanovic verheiratet, die beiden haben eine Tochter. Vor zwei Jahren war er bei Nonviolent Peaceforce im Südsudan angestellt, zuletzt war er für die französische Organisation Acted in Syrien tätig. Haines wurde im März vergangenen Jahres in der Nähe des Flüchtlingslagers Atmeh in der syrischen Provinz Idlib nahe der türkischen Grenze entführt. Britische Regierungsbeamte stehen seitdem in ständigem Kontakt mit seiner Familie.

In Großbritannien ist Haines’ Name auf Wunsch des Außenministeriums nicht veröffentlich worden. So will man weitere Publizität für die Terroristen unterbinden. Doch es geht der IS nicht nur um Öffentlichkeit, sondern auch um Geld. Die Briten hatten auf dem G-8-Gipfel in Nordirland 2013 eine Erklärung durchgesetzt, wonach Lösegeldzahlungen an Terrororganisationen grundsätzlich abzulehnen seien. Doch nur Großbritannien und die USA halten sich daran. Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland haben Wege gefunden, ihre Geiseln freizukaufen.

Ein Versuch, Haines und andere Geiseln zu befreien, ist im Juli fehlgeschlagen, als ein US-Kommando eine Raffinerie bei Raqqa in Syrien einnahm, wo die Geiseln vermutet wurden. Sie fanden sie dort aber nicht. Das Video von Sotloffs Ermordung verstärkt den Druck auf die britische Regierung, sich an den US-Luftangriffen im Nordirak zu beteiligen. „Wenn wir zu der Überzeugung gelangen, dass Luftangriffe nützlich sein könnten, werden wir sie gewiss erwägen“, sagte Hammond. „Aber eine solche Entscheidung haben wir bisher nicht getroffen.“ RALF SOTSCHECK