FDP-Chefin in Hamburg schmeißt hin

WECHSEL Sylvia Canel tritt auch aus der Partei aus und will sich einer neuen sozialliberalen Partei zuwenden. Medien vermuten dahinter einen „Zickenkrieg“ mit der FDP-Kontrahentin Katja Suding

HAMBURG taz/afp | Hamburgs FDP-Landesvorsitzende Sylvia Canel hat ihr Amt niedergelegt und ist aus ihrer Partei ausgetreten. Ihre Entscheidung gab Canel am Montagabend bei einer Sitzung des Landesvorstands bekannt. Damit ist die Hamburger FDP gut fünf Monate vor der dortigen Bürgerschaftswahl, die parteiintern als „Schicksalswahl“ für das Überleben der Partei angesehen wird, führungslos. Erst im November soll die Parteispitze neu besetzt werden.

Canel begründet ihren Schritt mit einer politischer Entfremdung von ihrer Partei, scharfer Kritik an deren Diskussionskultur sowie fehlender Offenheit für neue Ideen. Den Liberalen fehle es an „Respekt, an sozialer Empathie und Kompetenz“, schreibt Canel in dem Papier.

Gleichzeitig kündigte Canel an, sich an der für September geplanten Gründung einer neuen, eher sozialliberalen Partei zu beteiligen. „Ich möchte wieder frei sein und für eine bodenständige liberale Politik ungehindert arbeiten können.“ Mehrere Exliberale um den früheren Hamburger Vizelandesvorsitzenden Najib Karim und den ehemaligen Hamburger FDP-Senator Dieter Biallas hatten vor wenigen Tagen angekündigt, eine an sozialliberale Wurzeln der FDP anknüpfende Partei zu gründen.

Ein Hintergrund von Canels Rück- und Übertritt ist der von den Medien nur noch als „Zickenkrieg“ titulierte Konflikt mit der FDP-Fraktionschefin in der Bürgerschaft, Katja Suding. Die hatte sich im Frühsommer dieses Jahres geweigert, die Spitzenkandidatur für die bevorstehenden Bürgerschaftswahlen zu übernehmen, wenn auch Canel auf der Wahlliste kandidieren würde.

Im Jahr zuvor hatte Canel in einer Kampfkandidatur Suding den Landesvorsitz weggeschnappt und dem Hamburger FDP-Aushängeschild so eine empfindliche Niederlage beigebracht. MARCO CARINI