LESERINNENBRIEFE
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Haushaltsführung als Bezahljob

■ betr.: „verboten“ (OECD-Studie zu unbezahlter Arbeit), taz vom 13. 4. 11

Was genau war die Grundlage dieser OECD-Studie? Wie kann von etwas unbezahlt mehr geleistet werden, was eh unbezahlt ist?

In der Regel ist die gesamte Haushaltsführung mit allem, was dazugehört (und auch meist von Frauen geleistet), ein unentgeltlicher 24-Stunden-Job. Wäre Haushaltsführung ein Bezahljob, sähe das Bruttosozialprodukt anders aus. GISELA GAST, Bremen

Sarrazin-Partei ist unnötig

■ betr.: „Im Boot ist noch Platz“, taz vom 14. 4. 11

Alles wartet darauf, dass Deutschland nachzieht und auch eine rechtspopulistische Partei nach niederländischem, österreichischem oder französischem Vorbild erhält. In Wirklichkeit braucht man aber nicht die Sarrazin-Partei an die Wand zu malen, die Rechtspopulisten sind bei uns schon lange an der Spitze der Politik, CDU und CSU hetzen gegen die sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge, die man lieber abgeschoben oder versenkt sehen will, als sie mit einem für die von ihnen aufgenommenen Risiken gebührenden Respekt zu behandeln. Dass die Einwanderer im Auswanderungsland Deutschland, wie von Ihnen ausführlich dargestellt, wohl auch gut zu gebrauchen wären – zumal sich die Zahlen und somit etwaiges Problempotenzial auch in Grenzen halten –, ist weniger entscheidend, als dass die nationalistische Abschottung gegenüber benachteiligten Volksgruppen keinen Idealen der Menschlichkeit entspricht. Die Union ist nicht rechtsradikal wie etwa die NPD, ihr „pragmatischeres“ rechtes Gedankengut sollte dennoch grundsätzlich infrage gestellt werden. Den genannten 50 Prozent der Einwanderungsbefürworter steht leider auch eine hohe Zahl von Wählern dieser Parteien gegenüber. JONATHAN SCHMIDT-DOMINÉ, Aachen

Arme Autofahrer endlich entlasten

■ betr.: „Diesel. Merkel will höhere Steuern stoppen“, taz v. 12. 4. 11

Ja, Frau Merkel, ja, Herr Kauder, Sie haben recht, eine einseitige Belastung der Autofahrer muss verhindert werden! Es kann nicht sein, dass immer die armen Autofahrer belastet werden, die doch auf ihr Auto angewiesen sind und ohne ihr Auto gar nicht lebensfähig wären und dazu auch noch den Wohlstand in unserem Land garantieren, der ohne die Autoindustrie gar nicht denkbar wäre. Daher hier mein Vorschlag, um diese armen Menschen endlich mal zu entlasten und alle Kfz-bedingten Steuern radikal zu senken:

Der Staat holt sich das Geld dafür bei den Menschen, die sich den Luxus erlauben, die Freiheit ohne ein Auto zu genießen, die vielleicht noch nicht einmal einen Führerschein haben, weil sie dafür kein Geld haben oder ihr Geld ihnen dafür zu schade ist, oder vielleicht sogar eine Behinderung, die ihnen nicht erlaubt, einen Führerschein zu machen. Dazu werden entsprechend Sozialausgaben gekürzt und die Steuern für auto- und führerscheinlose Menschen erhöht. ALG-II-Berechtigten wird der Satz um 5 Prozent gekürzt, wenn sie nicht den Besitz eines Autos nachweisen können, um 10 Prozent, falls sie noch nicht einmal einen Führerschein haben. Für Wohngeldberechtigte und Pflegegeldberechtigte gilt Entsprechendes.

Einkommensteuererhöhungen sind folgendermaßen zu gestalten: Für Führerscheinlose gilt ein um 10 Prozent erhöhter Steuersatz, Autolose mit Führerschein zahlen 5 Prozent mehr Steuern. Außerdem werden sämtliche staatliche Zuschüsse für den öffentlichen Personenverkehr gestrichen. Wer es sich schon leisten will, nicht Auto zu fahren, kann dafür gefälligst auch zahlen!

Ich denke, durch diese Maßnahmen kommt genug Geld zusammen, um die Autofahrer zu entlasten. Diesel- und Benzinsteuer kann gesenkt, wenn nicht gar abgeschafft werden. Dies wird keinerlei negative Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß haben, denn Autofahrer sind bekanntlich gegenüber ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen ausgesprochen verantwortungsbewusste Menschen (oder haben Sie schon mal davon gehört, dass sich Leute nur aus Prestigegründen eine CO2-Schleuder kaufen oder dass Menschen alkoholisiert Auto fahren?). Aus lauter Dankbarkeit, dass endlich ihre Not gehört wird, werden sie noch CO2-sparender ihr Auto einsetzen, sodass als Nebeneffekt durch diese Maßnahme auch noch der CO2-Ausstoß vermindert wird. HANNELORE LÜNSTROTH, Berlin

Keine gerechte Honorierung

■ betr.: „Ärztemangel: Rösler plant am Problem vorbei“, taz vom 9. 4. 11

Bei einem insgesamt klugen und richtigen Kommentar kann sich Heike Haarhoff leider einige Seitensprünge in Richtung wohlfeiler Ärzteschelte nicht verkneifen: Dass Ärzte ihren Kindern auf dem Land den Kontakt mit „nicht Umgangswürdigen“ ersparen wollen, ist ja schon weit hergeholt – mal ganz davon abgesehen, dass in dieser Logik die Stadt noch größere „Gefahren“ ähnlicher Art bieten dürfte. Feldstudien zu diesem Thema kenne ich jedenfalls nicht. Und die ärztlichen „Rekordhonorare“! Es stimmt zwar, dass sie in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind (eine „Rekordsumme“), aber die Verteilung ist immer noch nicht – trotz richtiger Ansätze – so, dass sie bei vielen Ärzten den Eindruck einer gerechten Honorierung hervorrufen. Noch immer werden Unsummen in fragwürdige Chemotherapien gepumpt, während die zuwendungsorientierte Palliativmedizin trotz gesetzlichen Anspruchs den Patienten vorenthalten wird. Aber da kommen wir auch schon weg von der Bundespolitik und hinein in den Dschungel der ärztlichen und Krankenkassen-Selbstverwaltung. Es ist ein weites Feld … RAINER KANDLER, Bonn