Bearbeitungsstau beim Elterngeld

FAMILIE Krankheiten, Mutterschaften, eine wachsende Zahl von Anträgen und zusätzliche Aufgaben führen zu langen Wartezeiten bei den Elterngeldstellen

Im Durchschnitt dauert es in Hamburg drei Monate, bis ein Antrag bearbeitet ist

Mütter und Väter, die im Bezirk Mitte Elterngeld beantragt haben, müssen lange warten. Auf dem Anrufbeantworter der Elterngeldstelle tönt aktuell eine Frauenstimme, die jedem Anrufer mitteilt: „Leider beträgt die Bearbeitungszeit für Elterngeldanträge zur Zeit zehn bis zwölf Wochen.“

Sorina Weiland, Pressesprecherin des Bezirks, räumt ein, das seien erhebliche Wartezeiten. Im Frühjahr seien viele Mitarbeiter krank oder schwanger gewesen, deshalb gebe es Engpässe. „Wir haben mittlerweile eine Stelle neu besetzt“, sagt Weiland, aber der Mitarbeiter befinde sich noch in der Einarbeitungsphase.

Bis Ende Juni waren 2.006 Anträge eingegangen und davon 626 noch nicht fertig bearbeitet. Im zweiten Halbjahr musste bis dato jeder zweite Antragsteller mindestens zwei Monate auf das Elterngeld warten, jeder fünfte sogar länger als drei Monate.

„Es gibt weder Geld noch Auskunft“, klagt die betroffene Mutter Sophie A. Sie hat das Elterngeld im Mai beantragt. Anfang Juni habe sie fehlende Unterlagen nachreichen müssen, seitdem warte sie auf ihr Geld. Die Mutter sagt, dass sie mehrfach mit der Elterngeldstelle Kontakt aufgenommen habe, aber niemand habe sie über den Bearbeitungsstand ihres Antrages informieren können. „Ich muss mir bei meiner Familie und Bekannten Geld leihen, damit ich überhaupt meine Miete zahlen kann“, sagt sie.

Auch Nadja G.s Antrag ist schon lange in Arbeit. „Ich warte jetzt seit Mitte Juni“, sagt die dreifache Mutter. Sie ist genervt: „Meine anderen Kinder sind gerade fünf und zweieinhalb Jahre alt. Bei denen war das mit dem Elterngeld kein Problem.“

Im Durchschnitt dauere es in Hamburg drei Monate, bis ein Antrag bearbeitet sei, sagt Lena Voß, Pressesprecherin des Bezirks Wandsbek, der für die Verwaltung des Elterngeldes im ganzen Stadtstaat zuständig ist. „In Ausnahmefällen kann es aber durch krankheitsbedingte Ausfälle zu längeren Bearbeitungszeiten kommen“, sagt Voß.

Im Bezirk Mitte sind Ausfälle wegen Mutterschaftsurlaubs nur ein Grund für die langen Wartezeiten, wie Pressesprecher Norman Cordes sagt. Parallel dazu sind immer mehr Anträge gestellt worden, die bearbeitet werden müssen.

Hinzu kommt, dass die Elterngeldstelle auch für das seit Herbst 2013 eingeführte Betreuungsgeld zuständig ist. Dadurch seien zusätzliche Anträge hereingekommen, die beschieden werden müssten – und zwar ohne zusätzliche Mitarbeiter. „Personal kostet Geld und die Stadt Hamburg will sparen“, sagt Cordes. „Wir leisten hier so viel wie eben möglich ist.“  KLES