Lehrer ungeschützt

NRW vernachlässigt Gesundheit und Arbeitsschutz der Lehrer. Gutachter kritisiert mangelnde Investition

DÜSSELDORF taz ■ „Unorganisiert, unterfinanziert und unwirksam“: Der Arbeits- und Gesundheitsschutz der Lehrerinnen und Lehrer in NRW ist mangelhaft. Das besagt ein Rechtsgutachten im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), das gestern in Düsseldorf vorgestellt wurde.

Elf Fachkräfte für Arbeitssicherheit und sechs Betriebsärzte seien für alle 185.000 Lehrkräfte an landesweit 6.700 Schulen viel zu wenig, kritisierte Renate Boese, Vize-Landesvorsitzende der GEW. „Die Landesregierung vernachlässigt den Gesundheitsschutz der Lehrkräfte wissentlich.“ Statt knapp einer Million müssten im Haushalt fünf Millionen Euro für die Gesundheit in der Schule bereitgestellt werden.

„Haushaltsrecht kann nicht zwingende Pflichten des EU-Rechts außer Kraft setzen“, mahnt Rechtsgutachter Prof. Wolfhard Kohte von der Universität Halle-Wittenberg. NRW bleibe mit seiner Minimalvorsorge deutlich hinter benachbarten Bundesländern zurück.

Die Gesundheit der Lehrer wird laut Gutachten vor allem vom Lärm in den Klassenzimmern bedroht. Auch sollen hygienische Standards gesunken sein: Wegen Geldmangels würden die Schulen seltener geputzt. Deshalb verursache Feinstaub vermehrt Krankheiten und damit Ausfallzeiten beim Lehrpersonal. Zusätzliche physische und psychische Belastungen würden durch die Gewaltproblematik an den Schulen hervorgerufen.

Das zuständige CDU-Schulministerium weist die Vorwürfe zurück: „Für den Lärm und den Dreck sind die Schulträger zuständig“, sagt Ministeriumssprecher Herbert Spies. Die beste Gesundheitsvorsorge sei die Vermeidung von Unterrichtsausfall. „Wir haben über 3.000 zusätzliche Lehrer eingestellt“, sagt Spies. Mehr könne die Ministerin nicht machen. NAW