„Seriöse Vorhersagen“

Der 6. Extremwetterkongress wird eröffnet

■ 43, Medienmeteorologe, Leiter des Hamburger Instituts für Wetter- und Klimakommunikation. 2006 Mitbegründer des Extremwetterkongresses.

taz: Herr Böttcher, was war das extremste Wetter Norddeutschlands im vergangenen Jahr?

Frank Böttcher: Es gab ein Ereignis auf Helgoland von dem man annahm, es sei ein Tornado, der da über die Düne gezogen ist und die Strandkörbe hochgewirbelt hat. Wir gehen mittlerweile davon aus, dass es die Fallböhe eines heftigen Gewitters war. Dieser Fall wird auf dem Kongress noch mal genau analysiert.

Es ist der sechste Kongress. Haben Wissenschaftler, Politiker und Journalisten wirklich immer neue Erkenntnisse?

Es gibt Themen, die in der Öffentlichkeit noch nie diskutiert wurden. Zum Beispiel der Zusammenhang von Wetter und Kriminalität. Die Kripo fasst ihre Erfahrungswerte in einem Vortrag zusammen: Man kennt natürlich ein paar Fälle, wie den Schnee, den viele Einbrecher meiden, aber auch andere Zusammenhänge sollen beleuchtet werden.

Interessieren sich die Leute erst für extremes Wetter, seit von Klimawandel die Rede ist?

Es ist eher die Erkenntnis der letzten 20 Jahre, dass die größten volkswirtschaftlichen Schäden, die durch den Klimawandel zu erwarten sind, durch extreme Wetterereignisse kommen. Es ist nicht die Temperatur, die um einen Grad steigt, sondern die sechs Wochen Trockenheit, die die Rapsernte kaputt machen.

Wenn ich schon mal einen Meteorologen am Telefon habe: Verheißen Sie mir einen schönen Sommer?

Nein, weil wir darüber nichts wissen. Genau darum unterzeichnen Meteorologen heute die Hamburger Erklärung: Wir distanzieren uns von Langfristvorhersagen über mehrere Monate. Seriöse Vorhersagen lassen sich bei stabiler Wetterlage über fünf bis sieben Tage machen – danach ist meteorologisches Niemandsland. INTERVIEW: LPZ

heute ab 13 Uhr, bis einschließlich Freitag, Uni-Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1