Ukraine: Die Russen kommen

HILFERUF Die Regierung in Kiew spricht von „Invasion“ und meldet die Einnahme einer Grenzstadt durch russische Truppen. Moskau dementiert: „Keine russischen Soldaten“

KIEW afp/taz | Fünf Monate nach der Krim-Annexion haben Vertreter der ukrainischen Regierung Russland eine „Invasion“ im Osten des Landes vorgeworfen. Russische Soldaten hätten schon am Mittwoch die Kontrolle über einen wichtigen Grenzort sowie umliegende Dörfer übernommen, erklärte der Nationale Sicherheitsrat am Donnerstag. Ein hoher Nato-Vertreter sagte, „deutlich mehr als tausend“ russische Soldaten würden an der Seite der Separatisten kämpfen.

Die Meldungen über die Eroberung der Ortschaft Nowoasowsk wenige Kilometer westlich der Grenze folgt einen Tag nach Berichten aus Kiew, wonach eine russische Militärkolonne mit hundert Panzern und Raketenwerfern die Grenze überquert habe.

Der russische Botschafter bei der OSZE, Andrei Kelin, wies die Angaben kategorisch zurück. Es gebe „keine russischen Soldaten“ in der Ukraine, sagte er in Wien. Es habe lediglich etwa zehn Soldaten gegeben, die vor zwei Tagen „versehentlich“ die Grenze überschritten hätten.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton äußerte sich „extrem besorgt“. Der ukrainische EU-Botschafter Konstantin Jelissejew verlangte wegen der „unverhohlenen russischen Invasion“ einen Kurswechsel in Brüssel. Die Politik der „Beschwichtigung“ gegenüber dem „Aggressor“ müsse aufgegeben werden, die Solidarität mit der Ukraine müsse sich in einer „weitreichenden militärischen und technischen Hilfe“ zeigen.

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