Deutsche auf den Mond schießen

Auf dem Bremer Kongress „To Moon and beyond“ zeigte sich die Raumfahrt-Community einig: Deutschlands Technologie-Experten sollen beim Run auf den Mond dabei sein, am besten führend

VON KLAUS WOLSCHNER

Alle reden über den Mond. „Die Zeit ist reif“, sagt der Bremer Unternehmer Manfred Fuchs. Alle wollen hin. Zehn Nationen planen Mond-Missionen, da müsse man doch versuchen, ein internationales Projekt daraus zu machen, zumindest wenn es teuer wird, sagte die frühere Wissenschaftsministerin Edelgard Buhlmahn (SPD) zum Ende des Weltraum-Kongresses „to moon and beyond“ in Bremen. Auf der Veranstaltung hatten rund 200 Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft über die Details einer deutschen Mond-Mission beraten. Denn klar ist für die Scientific-Community, dass Deutschland dabei sein muss. Bei einer Mondlandung wenigstens „unter deutscher Führung, wenn es geht“, wie Michael Menking von der Bremer EADS Astrium sagt.

Warum gerade der Mond? Der Bonner Physiker Heino Falcke erklärte das wissenschaftliche Programm. „Der Mond ist ein Museum.“ In den 30 Jahren nach der letzten Mondlandung eines Menschen gab es andere Prioritäten. „Wenn wir dort archäologisch suchen, können wir etwas Fundamentales über die Entwicklung der Erde und des Sonnensystems lernen.“ Und zweitens sei der Mond ein Paradies für Radioastronomen, von der Rückseite des Mondes könne man ungestört ins Universum blicken und der Frage „Wie ist das mit Gott?“ nachspüren.

Buhlmahn, heute Vorsitzende des Technologie-Ausschusses des Bundestages, erklärte den Nutzen etwas pragmatischer: Raumfahrt-Forschung sei High Tech und da müsse man dabei sein. Außerdem gehe es um den „Wissensdrang, den wir Menschen haben“. Buhlmahn machte aber gleichzeitig deutlich, dass das Mond-Projekt neben der Internationalen Raumstation ISS nicht finanzierbar sei – ihrer Meinung nach würde eine Mondstation die ISS ablösen

Bis dahin ist noch Zeit. Erst einmal soll im Jahre 2013 ein deutscher Satellit den Mond umkreisen und mit den deutschen Kameras Bilder von nie dagewesenen Qualität vom Mond machen. Mit diesem deutschen Projekt wollen die Unternehmen und die Wissenschaftler sich zurückmelden bei der Gemeinschaft der Mond-Süchtigen und ihren Anspruch anmelden, bei einer europäischen Mond-Landemission eine wichtige Rolle zu übernehmen. „Auch bei der ESA muss Deutschland mal was führen“, meinte der Unternehmer Fuchs zu dem in Bremen anwesenden ESA-Direktor Daniel Sacotte (Frankreich). Die Fuchs-Gruppe hat sich in den letzten Jahren zu einem führenden Raumfahrt-Unternehmen gemausert, und auch die Bremer EADS-Astrium-Leute spekulieren auf die Mond-Fahrt: Mit der Trägerrakete Ariane V müssten die Lasten hingeschafft werden, für das Landefahrzeug ist in Bremen know-how vorhanden.

Ernst Messerschmidt, Professor in Stuttgart und als ehemaliger Astronaut derjenige auf dem Bremer Weltraum-Kongress, der dem Mond schon am nächsten war, erklärte mit deutlichen Worten die Stimmungslage der deutschen Weltraum-Forscher: Die Etatansätze für die Raumfahrt sind seit zehn Jahren nicht gestiegen. Man habe zwar mit Columbus eine kleine Mansarde auf der Weltraumstation, aber man sei angewiesen auf die Transportmittel der USA: „Wir kommen nicht dorthin“. Messerschmidt plädierte für beides – die „umfängliche“ Nutzung der Raumstation und das Mond-Programm.

Aus dem Etat des Bundesforschungsministeriums sei beides nicht finanzierbar, entgegnete Buhlmahn skeptisch, da gebe es konkurrierende andere Bedarfe – etwa die Klimaforschung.