Diplomatische Front festgefahren

LIBYEN Regierung in Tripolis macht vage Versprechungen, will aber an Gaddafi festhalten. Brega weiter heftig umkämpft. Öltanker dockt an Rebellenhafen an. Vergewaltigte Frau spricht von Morddrohungen

ANKARA/BREGA/NEW YORK rtr/dapd | Bei den diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Krieges in Libyen hat sich auch am Dienstag kein Durchbruch abgezeichnet. Rebellen und Regierung könnten sich nicht über die Zukunft von Machthaber Muammar Gaddafi einigen, sagten türkische Regierungsvertreter nach einem Besuch eines libyschen Sondergesandten. „Beide Seiten stehen sich unnachgiebig gegenüber.“ Die Opposition bestehe auf einem Rückzug Gaddafis, die Regierung wolle ihn halten.

Die Türkei bemühte sich um eine Vermittlung und erwartete in den kommenden Tagen einen Vertreter der Rebellen. Weder der Westen noch die Rebellen gingen auf die Reformversprechen der Regierung in Tripolis ein.

Ein libyscher Regierungssprecher sagte auf die Frage von Journalisten nach Verhandlungen mit dem Westen, es könne jedes politische System und jede Veränderung geben. Das Ausland dürfe jedoch keine Bedingungen stellen, selbst wenn das Land bereit sei, Vorschläge für mehr Demokratie, Transparenz, Pressefreiheit und den Kampf gegen die Korruption zu diskutieren.

In der umkämpften Ölstadt Brega im Osten wechselte die Kontrolle mehrfach. Die Regierungstruppen feuerten Raketen auf die Aufständischen, die sich daraufhin zum Teil zurückzogen. „Es ist ein Vor und Zurück“, sagte ein Offizier der Rebellen. Nahe der Stadt lagen die rauchenden Reste zweier Fahrzeuge.

Im von den Rebellen kontrollierten Hafen Marsa el Hariga dockte ein Tanker an, was Hoffnungen auf eine Wiederaufnahme der Ölexporte weckte. Das Schiff kann bis zu eine Million Barrel Öl aufnehmen. Die Aufständischen haben sich nach eigenen Angaben mit Katar auf die Abnahme von Rohöl geeinigt. Auch habe es bereits Gespräche mit der UNO über Ausnahmen von den über Libyen verhängten Sanktionen gegeben. Vor dem Aufstand exportierte das Land täglich rund 1,3 Millionen Barrel. Seit dem Stopp der Ausfuhren ist der Preis für die Nordseesorte Brent von 100 auf 120 Dollar je Barrel gestiegen.

Nach einem Bericht des TV-Senders CNN erhält die Libyerin, die Anhänger Gaddafis der mehrfachen Vergewaltigung angeklagt hatte, Morddrohungen. Iman al-Obeidi war am 26. März vor laufenden Kameras in einem Hotel in der Hauptstadt Tripolis von Wachleuten weggeschleppt worden, nachdem sie Journalisten von den mutmaßlichen Gräueltaten der Soldaten Gaddafis berichtet hatte. Einem CNN-Reporter sagte sie, sie sei inzwischen aus der Haft entlassen, aber noch nicht in Sicherheit. Ihre Identität habe nicht mit hundertprozentiger Sicherheit bestätigt werden können, teilte der Sender mit, man gehe aber davon aus, dass es sich um al-Obeidi gehandelt habe.