daily dope (126)
: Das war die Idee, die war

Wie und warum die Nada einst gegründet wurde, wie sie gearbeitet hat, wie sie geworden ist, was sie jetzt ist, und wer dafür verantwortlich ist

Es war einmal, da hatte die deutsche Sportpolitik eine gute Idee. Eine unabhängige Stiftung sollte gegen Doping kämpfen. Vorher hatte das der Deutsche Sportbund gemacht. Aber das hat nicht so gut geklappt, weil die Leute in diesem Sportbund immer andere Sachen zu tun hatten, zum Beispiel Medaillen zählen. Das war die Lieblingsbeschäftigung von einem gewissen Herrn Baumert. Der Herr Baumert hat sich nicht so sehr darum gekümmert, ob die Medaillen sauber waren, die er gezählt hat, Hauptsache Edelmetall und schön glänzend. Aber zum Glück war ja jetzt die Nada da, also die Nationale Anti-Doping-Agentur. Die sollte viel besser gegen Doping kämpfen als der Sportbund und der Herr Baumert. Die neuen Dopingkämpfer bekamen ganz viele Klopfer auf die Schulter und sehr wenig Geld in die Tasche. Mit diesen paar Kröten sollten sie eine Seuche bekämpfen. Der Virus hatte zu diesem Zeitpunkt fast den gesamten Sport erreicht. Krank waren die Leichtathleten, Schwimmer und Triathleten, die Skilangläufer, Kraftsportler und Gewichtheber. Die Nada sollte sie alle wieder gesund machen. Heilen sollte vor allem der Herr Augustin. Der hatte früher Teppiche in Aachen getestet und war nun Nada-Geschäftsführer. Der Herr Augustin versuchte hier und da seine Hand aufzulegen, doch der Sport wollte einfach nicht gesund werden. Das war nicht weiter schlimm, solange alle wegschauten. Doch in der Nada war jedem klar: Der Sport wird immer kränker und wir können wenig tun, schon gar nicht mit den paar Kröten. So vergingen die Jahre. Die Nada war noch immer arm und der Herr Augustin kämpfte ein bisschen gegen Doping. Dann passierte etwas Dramatisches. Ein Fernsehteam der ARD stand vor der Tür. Die hatten herausgefunden, dass die Nada geschlampt hatte. Der Herr Augustin musste seinen Hut nehmen und gehen. Jetzt ist ein neuer Chef da. Der Herr Baumert. Der will nicht mehr Medaillen zählen, sondern ganz viele Visitenkarten verteilen, wo das mit der unabhängigen Stiftung draufsteht. Sein Vorbild ist der Saulus aus der Bibel. Der mochte die Christen erst nicht. Dann wurde er aber urplötzlich ein Oberchrist. Fortan hieß er Paulus. Der Herr Baumert will sich vorerst nicht umbenennen. MARKUS VÖLKER