Pfarrer gegen Bischof

Mehrere Pfarrgemeinden in Aachen wehren sich gegen die Sparpläne ihres Bischofs und rufen einen Schlichter an

AACHEN dpa ■ Aachener Pfarren verweigern ihrem Bischof den Gehorsam. „Wir haben die Befürchtung, dass das Bistum alle Pfarrgemeinden über kurz oder lang über finanzielle Maßnahmen zwingen wird, dass man diesen Verwaltungszentren beitreten muss“, sagte der Sprecher des Aktionsbündnisses der Pfarren „Kirche vor Ort“, Holger Brantin. Der Aachener Bischof hatte die Gemeinden aufgefordert, ihre Verwaltungsarbeiten auf eines von vier neuen Verwaltungszentren zu übertragen. Diese Dienstleistung sollen die Pfarrgemeinden mit acht Prozent ihrer finanziellen Zuweisungen bezahlen. Das Bistum will so die Kosten in dem Bereich von neun Millionen auf vier Millionen Euro senken.

„Wenn 15 Mitarbeiter für 100 Pfarrgemeinden tätig sind, sehen wir für uns keine Vorteile“, sagte Brantin. Wenn es in seiner Pfarre St. Martinus etwas zu reparieren gebe, schreibe die Verwaltungskraft die Reparatur aus und zeige interessierten Handwerkern vor Ort gleich den Schaden. „Das kann natürlich ein Verwaltungszentrum nicht leisten.“

Das Bistum forderte die Widerständler auf, zumindest ihr neues EDV-System zu übernehmen. Dafür will das Bistum den Pfarrgemeinden monatlich 150 Euro in Rechnung stellen. „Wenn ich sehe, was wir alles erfassen müssen: Jeden Stuhl im Pfarrsaal erfassen, bewerten und eintragen. Das ist unverhältnismäßig“, sagte Brantin. 19 Pfarrgemeinden zogen jetzt vor die Schlichtungsstelle des Bistums, eine Art juristische Instanz in der Kirche.

Für Finanzdirektor des Bistums, Joachim Eich, ist das neue Buchungssystem nichts Ungewöhnliches: „Das ist, was jedes Unternehmen auch sonst macht: Stärker Controlling-Daten zur Verfügung zu haben.“ Das Bistum wolle die Kosten einer einzelnen Leistung erfassen, um im finanziellen Notfall schneller reagieren zu können.