CO2 für Klimametropole

Senat dementiert die Meldung, er wolle den Bau eines neuen Kohlekraftwerks untersagen, weil es klimapolitische Ambitionen des Bürgermeisters torpedieren würde

Dass Bürgermeister Ole von Beust (CDU) das Thema Klimaschutz entdeckt hat, führt zu weit reichenden Spekulationen: Etwa zu der, in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) werde überlegt, den Bau zweier Kraftwerke nicht zu genehmigen, weil das die Kohlendioxid (CO2)-Bilanz der selbst ernannten, künftigen Metropole des Klimaschutzes verschlechtern würde. Postwendend kam das Dementi: „Beide Kraftwerke müssen genehmigt werden, wenn sie die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte einhalten“, so Behördensprecher Volker Dumann. Der Senat verhandle aber mit den künftigen Betreibern über zusätzlichen Klimaschutz.

Der Stromkonzern Vattenfall plant in Moorburg ein Steinkohlekraftwerk mit einer Leistung von 1.640 Megawatt. Damit könnten 3,6 Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden – für den Preis, dass rund sieben Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen und dort den Treibhauseffekt verstärken würden. Ein herber Schlag ins Klimakontor der Stadt, selbst wenn Vattenfall-Sprecher Poppe darauf verweist, dass das Kraftwerk auch Wärme erzeugen werde und so auf einen Brennstoffausnutzungsgrad von 57,2 Prozent kommen werde. Die Anlage soll das alte, kleinere Kohlekraftwerk in Wedel ersetzen.

Ein wesentlich kleineres 100-Megawatt-Kraftwerk planen die Hamburger Stadtreinigung (HSR) und die Norddeutsche Affinerie (NA) auf deren Firmengelände auf der Peute. Es soll gegen Gebühren vorbehandelten Müll verbrennen. Die Kupferhütte hofft, damit ihre enormen Stromkosten zu drücken. Dieses „Ersatzbrennstoffkraftwerk“ stößt ebenfalls CO2 aus.

Das Kraftwerk von HSR und NA sei nach einem sehr guten Standard geplant, versichert Behördensprecher Dumann. Trotzdem verhandle die Behörde mit den Betreibern über weitere Verbesserungen. Gleiches gelte für das Vattenfall-Kraftwerk. In den vergangenen Jahren seien die Werte der Hamburger Anlagen durchschnittlich zehn Prozent besser gewesen als das gesetzlich Vorgeschriebene.

Seine Behörde verhandle mit Vattenfall über eine zusätzliche Minderung des CO2-Ausstoßes im Moorburger Kraftwerk, sagt Dumann. Außerdem werde über Möglichkeiten gesprochen, anderswo den CO2-Ausstoß durch Energiesparen und effizienten Energieeinsatz zu verringern. Vattenfall und die Umweltbehörde hätten zum Beispiel gemeinsam große Stromverbraucher angeschrieben und aufgefordert, ihre Verbrauchsspitzen zu kappen.

Auch in Bremen wird ein 800-Megawatt-Steinkohlekraftwerk geplant. Ein Gutachten im Auftrag des dortigen CDU-Umweltsenators Ronald-Mike Neumeyer ergab, dass ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk ökonomisch und ökologisch besser wäre. GERNOT KNÖDLER