Atomkatastrophe: Warum die UNO versagt

STRAHLUNG Ärzte führen die Zurückhaltung der Weltgesundheitsorganisation WHO auf ein Abkommen mit der Atomlobby IAEO zurück

FUKUSHIMA/GENF taz/afp | Angesichts der steigenden Strahlenbelastung in Japan geraten auch die zuständigen Organisationen der UNO in die Kritik. Die Reaktion der Weltgesundheitsorganisation WHO auf die atomare Katastrophe von Fukushima sei „völlig unzureichend“, sagte die Vorsitzende der deutschen Sektion der Internationalen Ärztevereinigung zur Verhütung eines Atomkrieges (IPPNW), Angelika Claußen. Die WHO müsse endlich „ungeschönt und objektiv“ über die gesundheitlichen Auswirkungen informieren. Erklärbar sei die Zurückhaltung der WHO nur durch deren Abkommen mit der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO von 1959. In dem lange geheim gehaltenen Pakt verpflichtete sich die WHO dazu, beim Umgang mit den Folgen radioaktiver Strahlung „die IAEO zu konsultieren, um die betreffende Frage einvernehmlich zu regeln“.

Der Leiter des UN-Umweltprogramms Unep, Achim Steiner, sagte im taz-Interview, die UNO werde eine Diskussion zur Risikobewertung der Atomkraft und über den Umgang mit Unfällen führen müssen. „Was im Augenblick für viele am schwersten zu verstehen ist, ist, warum es so schwierig ist, präzise Informationen zu bekommen“, so Steiner.

Im Meer bei Fukushima wurde ein neuer Höchstwert von radioaktivem Jod gemessen. Während Greenpeace eine generelle Ausweitung der Evakuierungszone von derzeit 20 auf 40 Kilometer forderte, empfahl die IAEO gestern nur die Evakuierung des 40 Kilometer entfernten Ortes Iitate, wo besonders hohe Strahlenwerte gemessen wurden.

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