Naturschutz absurd

LANDWIRTSCHAFT Statt Ausgleichsflächen zu schaffen, will das Kieler Ministerium schon vorhandene Schutzgebiete aufrüsten

Täglich verschwinden fünf Hektar Boden in Schleswig-Holstein unter neuen Straßen oder Baugebieten. Dafür müssen an anderer Stelle Flächen renaturiert oder unter Schutz gestellt werden.

Wie dieses Verfahren künftig aussehen soll, regelt ein Erlass des Landwirtschaftsministeriums. Ministerin Juliane Rumpf (CDU) will dabei auf „Qualität statt Quantität“ setzen: Statt für jede frisch versiegelte Fläche ein ebenso großes Gebiet unter Schutz zu stellen, könnten unter anderem vorhandene, von der EU geschützte, so genannte „Natura 2000“-Flächen naturschutzgerecht aufgerüstet werden. Als Beispiele könnten Senken wiedervernässt, Heideflächen angebaut oder Knicks aufgestockt werden.

Ziel solle sein, „die landwirtschaftlichen Flächen möglichst zu schonen, gleichzeitig aber einen qualitativ hochwertigen Ausgleich bei Eingriffen sicherzustellen“, teilt das Ministerium mit. Bislang wurden häufig Weideland oder Acker unter Schutz gestellt. Der Erlass tritt sofort in Kraft, da das Parlament kein Mitspracherecht hat.

Der agrarpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Günther Hildebrand, lobte die Regelung: „Die zunehmende Flächenkonkurrenz in der Landwirtschaft darf nicht durch staatliche Flächenaufkäufe verschärft werden.“

Die Grüne Marlies Fritzen kritisierte dagegen, die Landesregierung agiere „als verlängerter Arm der Agrarlobby“. Zwar sei es sinnvoll, Naturschutzmaßnahmen in bestimmten Gebieten zu konzentrieren. „Beschränkt sich der Ausgleich jedoch zukünftig ausschließlich auf bereits geschützte Flächen, wird der Grundgedanke der Ausgleichsregelung ad absurdum geführt“, sagte Fritzen. EST