Joe Enochs, Neu-Trainer
: Osnabrücker Kultfigur

■ 39, spielte 379 Mal für den VfL Osnabrück und nur ein einziges Mal für die US-Nationalelf.Foto: dpa

Eine Sportsbar trägt seinen Namen, die Kindertribüne im Stadion ist nach ihm benannt: Joe Enochs ist in Osnabrück ein Idol, allgegenwärtig, und sein Name steht stellvertretend für ehrlichen Fußball. Kein Wunder also, dass die Vereinsführung des Fußball-Zweitligisten VfL Osnabrück in der momentanen Krise auf den 1971 im kalifornischen Petaluma geborenen Ex-Spieler zurückgreift. Den erneuten Abstieg aus der Bundesliga vor Augen, trennte man sich am Montag von Coach Karsten Baumann, der in der vorigen Saison die Mannschaft unerwartet zurück in die zweitbeste Spielklasse geführt hatte.

Jetzt soll es der vereinstreue US-Amerikaner richten – und das ohne nötige A-Trainerlizenz. Damit darf er eigentlich nur drei Wochen als Chef auf der Bank agieren. Was danach passiert, ist offen. Dennoch: Enochs soll nicht nur die Spieler motivieren, sondern auch die Fans. Denn die Bremer Brücke ist in dieser Saison noch nie voll besetzt gewesen. Für Osnabrücker Verhältnisse ungewöhnlich.

Nach einer kurzen Episode bei den Amateuren von St. Pauli bestritt der heute 39-Jährige 376 Spiele für den VfL. Er ist damit in Osnabrück Rekordspieler und wurde mit seinem Tor gegen Bayern München 2004 sogar einmal Torschütze des Monats. 2008 hängte er die Fußballschuhe an den Nagel und übernahm als Trainer erfolgreich die U 23 der Lila-Weißen.

Nach nicht mal drei Jahren soll er über Nacht der Retter der ersten Mannschaft werden und den Abstieg verhindern. „Ich habe riesigen Respekt vor der Position“, sagt Enochs, der den Spielern die Hoffnung wiedergeben will. Doch genau da liegt das Problem. Er wird mit genau den gleichen Qualitätsdefiziten der Spieler wie sein Vorgänger konfrontiert. Motivation kann zwar viel bewirken, aber ob sie ausreicht? Enochs hat auf jeden Fall eine undankbare Aufgabe übernommen. HEIKO OSTENDORF