Auf Wasser gebaut

PROBLEME Der Berliner Boden erschwert auch aktuelle Bauvorhaben

Skeptiker sahen schon den Dom einstürzen

U-Bahn-Bau: abgesoffen. Eingangsgebäude der Museumsinsel: 30 Millionen Euro teurer. Sanierung der Staatsoper: auf unbestimmte Zeit verzögert.

Bauvorhaben mit Tiefgang haben es schwer in Berlin. „Wo Sie im Zentrum auch bauen, ist es eigentlich immer das Gleiche: Sie brauchen eine besondere Technologie, damit es klappt“, sagt Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Denn während ein Brandenburger Umweltminister schon mal vor dortiger „Versteppung“ warnte, liegt Berlin mitten im Urstromtal (siehe Interview). Würde nicht dauernd abgepumpt, stünden die Keller in einigen Stadtteilen unter Wasser.

Als Sicherungsmaßnahme entstand darum beispielsweise der Palast der Republik in einer Betonwanne. Bei seinem Abriss stand zu befürchten, dass umliegende Gebäude absacken. Ganz große Skeptiker sahen den gegenüberliegenden Berliner Dom in sich zusammenbrechen – was sich offensichtlich vermeiden ließ.

Doch in anderen Fällen hilft auch modernste Technik nicht weiter. Beim Bau der U55 sollte der Bahnhof am Brandenburger Tor schon zur Fußball-WM 2006 eröffnet werden. Das klappte aber erst drei Jahre später. Mit einströmendem Grundwasser hatte man zwar gerechnet und sich dagegen zu schützen versucht – was aber nicht ganz funktionierte. Ein häufig verwendetes Verfahren ist laut Petra Rohland von der Stadtentwicklungsverwaltung Vereisung. Das heißt: Das Wasser gefriert am Baustellenrand, statt die Baugrube zu füllen.

Dass der U-Bahnhof trotzdem fertig wurde – wenn auch erst 2009 –, heißt positiv gedreht: Auch die Staatsoper, die schon 2013 wiedereröffnen sollte, wird irgendwann wieder ins Gebäude Unter den Linden ziehen. Bis dahin wird bloß noch eine Menge Wasser die Spree hinunterfließen. Bei jüngsten Schätzungen mochte man sich noch nicht einmal auf einen Termin festlegen. Während eines Baustellenkonzerts im Juni kam Wasser übrigens durchaus gewollt ins Gebäude: Damit die Sänger wegen des Baustellenstaubs keine Atemprobleme bekämen, waren die Wände des Saals zuvor noch besprüht worden.

STEFAN ALBERTI