„Riesige Staubsauger“

UMWELT Fischer an der Unterelbe befürchten, dass Bagger dort viele Fische schreddern. Sie fordern eine Untersuchung. Die Bagger würden die Fische rechtzeitig verjagen, hält die Verwaltung dagegen

Dutzende Möwen umkreisen die Saugbagger an der Unterelbe und stürzen sich dabei ins Wasser, sagt der Elbfischer Walter Zeeck. „Sie legen das gleiche Verhaltensmuster an den Tag wie hinter unseren Fischkuttern.“ Für ihn und die anderen Fischer sind die Möwen ein klares Zeichen dafür, dass die Saugbagger nicht nur Bodensediment, sondern auch Fische anziehen. Deshalb fordern die Fischer eine unabhängige Untersuchung der Saugbagger auf ihre Verträglichkeit mit der Umwelt.

Die Unterhaltungsbagger werden derzeit eingesetzt, um das in der Elbe angespülte Bodensediment abzusaugen. Damit soll die festgelegte Wassertiefe eingehalten werden. Für die geplante Elbvertiefung sollen Saugbagger zudem eingesetzt werden, um die Fahrrinnen zu vertiefen.

„Wir haben keine größeren Fischbestände in unseren Laderäumen“, sagt Britta Rögelein, die beim Wasser- und Schifffahrtsamt Cuxhaven für die Unterhaltungsbaggerung in der Unterelbe zuständig ist. Dass einzelne Fische eingesogen würden, sei die absolute Ausnahme. Außerdem sei im Zuge des Planfeststellungsverfahrens in einem Gutachten festgestellt worden, dass die Saugbagger Fische rechtzeitig verscheuchen und somit auch keine Fische eingezogen würden.

„Die behaupten etwas, aber beweisen es nicht“, hält Zeeck dagegen. Mit der Rechtsanwältin Roda Verheyen haben die Fischer beim zuständigen Amt nach der Umweltverträglichkeit der Bagger gefragt. „Es gibt eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem, was meine Mandanten täglich sehen und dem, was die Verwaltung sagt“, sagt Verheyen. In der Antwort vom Schifffahrtsamt heißt es lediglich, man halte sich an die gesetzlichen Vorschriften. Inwiefern die Bagger eine Untersuchung durchlaufen haben, ist nicht ersichtlich.

„Wir sind abgespeist worden“, sagt Zeeck. Er sorgt sich, dass die Bagger zahlreiche Fischereigesetze nicht einhalten und Fische von der Roten Liste bedrohter Tiere einsaugen. Die Saugbagger seien riesige, undifferenzierte Staubsauger, sagt Verheyen.

Aktuell sind laut Angaben der Hamburg Port Authority (HPA) und des Wasser- und Schifffahrtsamtes insgesamt zwei Saugbagger im Einsatz. Das Auftreten der Möwen hängt laut HPA nicht damit zusammen, dass Fische durch die Saugrohre durchgeschreddert und mit dem angesogenen Wasser wieder abgelassen würden. Möwen würden schließlich auch hinter Fähren fliegen. Der Einsatz der Saugbagger gefährde die Fischbestände nicht. So fänden in Laichzeiten in den entsprechenden Gebieten auch keine Saugarbeiten statt.

Die Fischer fordern nun, dass ein Fischereiberechtigter oder Biologe die Saugbagger auf Fischbestände überprüft. Kohlekraftwerke, die das Elbwasser nutzten, dürften doch auch lediglich mit einer geringeren Kraft saugen, die Strömungsgeschwindigkeiten der sogenannten Hopperbagger wären dort nicht genehmigt worden, sagt Fischer Zeeck.

Gegen die geplante Elbvertiefung klagen knapp 60 Fischereibetriebe. Das Ansaugen der Fische werde man bei dieser Klage berücksichtigen, sagt Rechtsanwältin Verheyen. Ein rechtliches Vorgehen gegen die Saugbagger sei hingegen schwierig. NORA KOLHOFF