Atomausstieg: Himmel, hilf!

ATOMKRAFT Bundeskanzlerin Angela Merkel ruft die Religion zu Hilfe: In ihrer Ethikkommission zur Energiezukunft sind neben Expolitikern und Wissenschaftlern gleich drei Kirchenvertreter vertreten

BERLIN taz | Der Atomausstieg wird zum theologischen Problem: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will sich nicht nur auf die irdischen Kräfte verlassen. Sie hat gestern eine Ethikkommission berufen, die die Zukunft der Energieversorgung diskutieren soll. Unter den 14 Namen: der evangelische Landesbischof Ulrich Fischer, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, und der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx.

Daneben sind im sogenannten Rat der Weisen ehemalige Politiker wie Klaus Töpfer, Wissenschaftler wie der Soziologe Ulrich Beck, ein Gewerkschafter und ein Unternehmer vertreten. Unter den 14 Nominierten befinden sich nur drei Frauen. Diese Kommission soll innerhalb von drei Monaten die Frage erörtern, wie ein Ausstieg aus dem Atomzeitalter mit Augenmaß vollzogen werden kann, sagte Merkel. Genauere Beratungsgrundlagen blieben gestern unklar.

Mit den technischen Fragen zur Sicherheit der deutschen Atomkraftwerke wird eine zweite Kommission betraut, die aus der Reaktorsicherheitskommission besteht. Merkel wollte sich nach ihrem Treffen mit den Ministerpräsidenten der fünf Bundesländer, in denen Atomkraftwerke stehen, nicht auf ein Ergebnis der AKW-Prüfung festlegen: „Ich schließe nicht aus, dass die Überprüfungen Auswirkungen auf die Laufzeiten haben können“, sagte sie.

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