Fast wie Zizou

Mohammed Zidan führt Mainz zum 2:1-Erfolg im Duell der bisher besten Teams des Jahres gegen den 1. FC Nürnberg

Nach dem letzten Hinrundenspiel, das Mainz 05 sang- und klanglos mit 0:4 gegen Bayern München verloren hatte, war dem Mainzer Trainer Jürgen Klopp die gesamte Enttäuschung anzumerken. 11 Punkte und der letzte Tabellenplatz gaben wenig Anlass zur Hoffnung auf einen Verbleib von Mainz 05 in der Bundesliga. Doch ein letztes Fünkchen steckte noch in dem leidenschaftlichen Kämpfer. Die Rückrunde werde, so Klopp, entweder „Abschiedstour oder wilde Aufholjagd“.

Von einer Abschiedstour kann bei Mainz 05 nach sechs Spieltagen der Rückrunde nicht die Rede sein. Im Gegenteil: Die wilde Aufholjagd ist schon so weit fortgeschritten, dass Mainz von den abstiegsgefährdeten Mannschaften der Bundesliga die meisten Punkte auf dem Konto hat und die Klopp-Elf am Samstag den 1. FC Nürnberg zum Spitzenspiel der besten Bundesliga-Mannschaften 2007 lud. Gäbe es auch nach der Rückrunde einen Halbserienmeister, Mainz wäre nach dem hart erkämpften 2:1 (2:0)-Erfolg über den Club Anwärter auf diesen Titel.

Mit zwei Treffern (20./27.) hatte Mohammed Zidan erneut entscheidenden Anteil am Erfolg der Mainzer. „Zidan spielt woanders eben nicht so, wie er hier spielt“, beschrieb 05-Manager Heidel das Phänomen Zidan am treffendsten. Der Ägypter selbst ist einfach nur glücklich: „Ich fühle mich zu Hause. Hier bekomme ich Selbstvertrauen von der Mannschaft und vom Trainer, und die Fans lieben mich.“ Dabei ist noch viel mehr von dem quirligen Stürmer zu erwarten. Laut seinem Trainer ist Zidan erst bei 85 Prozent seiner Leistungsstärke. Schon komisch, über einen Stürmer, der sechs Tore in sechs Spielen geschossen hat, zu sagen, er müsse sich mehr bewegen und mehr für die Defensive tun.

Nürnbergs Trainer Hans Meyer erklärte die Leistung seiner Mannschaft damit, dass die Journalisten wohl einmal zu viel über den Uefa-Cup geschrieben hätten. Besonders mit seiner Abwehrreihe war er unzufrieden. „Das war in der ersten Halbzeit nichts als Asche“, sagte der Coach. Trotzdem konnte Meyer nicht so richtig böse sein. Zur zweiten Hälfte hatte er mit Sibon einen vierten Stürmer gebracht und somit die Offensivvariante des in der Liga einmaligen 4-3-3-Systems aufs Feld geschickt. Die Mannschaft setzte die Forderung nach mehr offensivem Engagement auch um, doch die Mainzer Abwehrreihe einschließlich Torhüter Dimo Wache hatte einen richtig guten Tag erwischt, und so reichte es nur zum Anschlusstreffer durch Ivan Saenko (64.).

Dennoch war nicht alles eitel Sonnenschein in Mainz an diesem Samstag. Leon Andreasen, die neue Kampfmaschine aus Bremen, erhielt in der 85. Minute berechtigterweise die Gelb-Rote, als der Spieler seiner Mentalität entsprechend gegen den herauseilenden Schäfer voll durchzog und diesen am Schienbein traf. Schwerer wiegt jedoch die Verletzung des Kolumbianers Soto, der sich in den letzten Spielen anschickte, eine Führungsposition zu übernehmen. Soto riss sich das Innenband und wird mindestens sechs Wochen ausfallen.

Die Enttäuschung der Nürnberger über die Niederlage hielt sich in Grenzen. „Wir wussten, dass wir irgendwann wieder verlieren würden“, sagte Saenko. „Es ist nichts Schlimmes passiert, keiner wird jetzt zusammenbrechen“, meinte Torwart Raphael Schäfer. Und falls es mit der Qualifikation für den Uefa-Cup in der Liga doch nicht klappt, besteht für den Club noch die Chance, sich über den DFB-Pokal zu qualifizieren. Im Viertelfinale am Dienstag wartet Hannover 96. BASTIAN HENRICHS