Späte Rettung, doch die Zahl der Opfer steigt

Frau und ein Jugendlicher nach neun Tagen gerettet: Neun Tage nach Beben und Tsunami wurden eine 80 Jahre alte Frau und ein Jugendlicher am Sonntag aus ihrem zerstörten Haus geborgen. Sie hatten sich bei eisiger Kälte von den Resten in ihrem Kühlschrank ernährt. Der 16-jährige Junge wurde in der zerstörten Stadt Ishinomaki hilferufend auf dem Dach seines Hauses entdeckt, teilte die Polizei der Präfektur Miyagi am Samstag mit. Er führte die Helfer ins Innere des Hauses, wo sie die Frau fanden. Sie hatte Gehprobleme und konnte das Haus nicht verlassen, der Junge war unterkühlt und konnte sich deshalb erst am Sonntag aus den Trümmern des Hauses aufs Dach ziehen, so die Polizei von Ishinomaki. Die Zahl der Toten und Vermissten hat nach Polizeiangaben inzwischen 20.000 überschritten. Demnach starben mehr als 8.100 Menschen, mehr als 12.000 wurden noch vermisst. Über 425.000 Menschen leben in Notunterkünften. (dpa)

Leichenberge überfordern die Krematorien: Die Gemeinden in den Unglücksgebieten haben nach dem Erdbeben und Tsunami ein großes Problem mit den vielen Toten. Laut der Zeitung Yomiuri sind die Krematorien schlicht überfordert. In den betroffenen Präfekturen werde nun überlegt, die Toten zu beerdigen, was in Japan sonst nicht üblich ist. Die Regel sind Feuerbestattungen. Beerdigungen ohne vorherige Einäscherung machten nur 0,04 Prozent aus, hieß es. Laut der Zeitung Asahi müssten in Minami-Sanriku in der Präfektur Miyagi Familienmitglieder die Leichen ihrer Angehörigen selbst zu den Krematorien bringen. Aus Mangel an Treibstoff wurden Sammeltransporte vorgeschlagen. Auch die provisorisch errichteten Leichenhallen reichten bei weitem nicht aus, schreibt Yomiuri. Zudem mangele es an Eis zur Kühlung der Toten, auch Leichensäcke fehlten oft. In einigen Gemeinden sind die Toten in Sporthallen aufgebahrt. Es drohen Hygieneprobleme. (dpa, taz)

Opposition lässt Ministerpräsident Kan auflaufen: Die größten Oppositionsparteien haben eine Einladung von Ministerpräsident Naoto Kan zur Bildung einer großen Koalition abgelehnt, wie die Zeitung Asahi am Sonntag berichtete. Kan hatte vorgeschlagen, die Regierung von 17 auf 20 Ministerien zu vergrößern und wollte dabei auch Posten an die Oppositionsparteien LDP (Liberaldemokraten) und Neue Komeito (Gerechtigkeitspartei) geben. LDP-Mitglieder sprachen von einem Trick des Regierungschefs, um Fehler im Krisenmanagement nicht allein tragen zu müssen. Kan bot dem LDP-Vorsitzenden Sadakazu Tanigaki am Samstag laut Asahi das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten mit der Aufgabe an, sich um die Bewältigung der Katastrophenfolgen zu kümmern. Die LDP hatte 2009 nach jahrzehntelanger Herrschaft die Macht an Kans Demokratische Partei (DPJ) verloren. Kan selbst drohte kurz vor der Katastrophe der baldige Sturz. (dpa, taz)