Online kaufen, offline zahlen

ANALOG Ein Start-up ermöglicht Barzahlungen bei Onlinekäufen. Wie es funktioniert, Vor- und Nachteile

Online einkaufen, im Laden bezahlen – das ist das Konzept des jungen Unternehmens „Barzahlen“. Die Idee: Wer nicht per Nachnahme, Kreditkarte, Überweisung oder Paypal und Co. zahlen will, kann das in einer Filiale erledigen.

Dafür bekommt der Onlinekunde am Ende des Kaufvorgangs einen Code zum Ausdrucken angezeigt oder eine SMS auf das Mobiltelefon geschickt. Damit geht er in eine stationäre Filiale etwa des Drogeriemarkts dm oder der Supermarktkette real und bezahlt dort – bar – den Betrag für den Kauf im Onlineshop. Die Onlineläden zahlen dafür eine Provision an „Barzahlen“ – laut Unternehmenssprecherin Susanne Krehl meist um die 2,9 Prozent. Die Zahlung per Kreditkarte würde die Onlineläden einen ähnlichen Betrag kosten.

3.000 Filialen nehmen bislang teil. Für die teilnehmenden Geschäfte ist die Motivation klar. „Die Läden machen das aus einem Marketinggesichtspunkt“, sagt Krehl. Sie hoffen darauf, dass Kunden, die an der Kasse ihren Onlineeinkauf bezahlen, auch gleich im Laden einkaufen. „Barzahlen“ wirbt gegenüber Firmenkunden dementsprechend mit dem Satz „Mehr Kundenverkehr ohne zusätzliche Werbekosten“. Wie die stationären Läden reagieren, falls eines Tages reihenweise Kunden nur die Barzahlen-Rechnung begleichen wollen, ohne zusätzlichen Umsatz zu bringen, muss sich dann zeigen. Auch ist das System für ländliche Gebiete, in denen stationäre Läden dünn gesät sind, eher ungeeignet.

Wer komplett anonym einkaufen will, sollte Onlinekäufe ohnehin vermeiden. Denn auch wenn die Zahlung per Gutscheincode im Laden erfolgt, muss der Kunde in der Regel eine Lieferadresse angeben. Und selbst bei digitalen Waren wie heruntergeladenen E-Books oder Filmen müssen Nutzer einiges an Aufwand betreiben, wenn sie nicht – etwa durch Cookies oder ihr Nutzungsverhalten – identifiziert werden wollen.

Markus Feck von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ist daher eher skeptisch, was das Potenzial angeht. „Die Sorge vor dem Missbrauch der Zahlungsdaten muss so groß sein, dass man den Pfad der Bequemlichkeit verlässt.“ Und wenn der Kunde zum Zahlen sowieso das Haus verlasse, könne er seine Einkäufe meist auch direkt im Laden tätigen. Dennoch: Die Zahl der mit „Barzahlen“ getätigten Transaktionen liegt nach Angaben des Unternehmens rund anderthalb Jahre nach dem Start des Dienstes monatlich im fünfstelligen Bereich. SVENJA BERGT