LESERINNENBRIEFE
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Nicht reden, tun

■ betr.: „Kirchen fordern den Ausstieg“, taz vom 15. 3. 11

Wie löblich! Aber was nutzt das Gerede, wenn keine Taten folgen! Vorbildlich, christlich, glaubwürdig wäre, in allen kirchlichen Einrichtungen auf Ökostrom umzusteigen! Nicht reden, tun!

GISELA TIGGES, Neustadt

Studie einfach weggewischt

■ betr.: „Die Kesselflicker vom Kernkraftwerk“, taz vom 15. 3. 11

„Alle diese Störfälle können vermieden werden, wenn unsere AKWs sicherheitstechnisch nachgerüstet sind“, so höre ich schon das Contra der Atomlobby (inklusive Merkel und Mappus) zu Ihrem Artikel. Mit Sicherheitsverbesserungsversprechen werden wir für die Wahlen präpariert.

Deswegen wird es für die Ausstiegsbefürworter entscheidend sein, dass immer wieder betont wird, dass der Staat seine Schutzpflicht gegenüber der Bevölkerung schon durch den „Normalbetrieb“ der AKWs und ihres strahlenden Mülls verletzt, für den kein Endlager in Sicht ist!

Wie sich vielleicht einige erinnern, ist seit einigen Jahren wissenschaftlich belegt, dass der „Normalbetrieb“ die Kinderleukämie-Rate erhöht, und zwar in signifikanter Abhängigkeit von der Nähe zum Atommeiler. Die wissenschaftliche Studie wurde von unserer Regierung einfach weggewischt. Wir wissen ja jetzt, was man in diesem Hause von Wissenschaftlichkeit hält, wenn es um Interessenpolitik geht … SABINE MIEHE, Marburg

Endlich wird regiert

■ betr.: „Merkels Kettenreaktion“, taz vom 15. 3. 11

Endlich wird regiert! Die Bundeskanzlerin will jetzt das Heft in die Hand nehmen. Siehe Bild-Zeitung vom 15. 3. 11: „Was der Beschluss für die Stromkonzerne bedeutet, will Merkel mit deren Chefs klären. Die Regierung will aber klarmachen, dass die Politik jetzt das Heft in die Hand nehme.“ – „Die Regierung will aber klarmachen, dass die Politik jetzt das Heft in die Hand nehme.“ Das heißt doch im Umkehrschluss: Bis jetzt hat die Kanzlerin die Steuerung der Energiepolitik (Atompolitik) den Konzernen überlassen?

KARLHEINZ SEILER, Detmold

Herausragend im Vergackeiern

■ betr.: „Merkels Kettenreaktion“, taz vom 15. 3. 11

Es ist unglaublich: Da erklärt eine promovierte Diplomphysikerin uralte Schrottreaktoren für völlig sicher und gibt ihnen zwölf Jahre mehr Laufzeit, um kurz danach dieselben ganz plötzlich vom Netz zu nehmen, ohne dass sich deren Gefahrenpotential (oder die Erkenntnisse darüber) im Allergeringsten verändert hätte. Sie sollte ihren Dr. rer. nat. zurückgeben und darauf hoffen, dass ihr demnächst ein Dr. h. c. wegen herausragender Leistungen im Vergackeiern verliehen wird. JÖRG GRAFF, Hamburg

Der reinste Widerspruch

■ betr.: „Union in Angst?“, taz vom 14. 3. 11

Ist jetzt der falsche Augenblick, um über Atomkraft zu diskutieren? Unsere Kanzlerin und andere Regierungsmitglieder jedenfalls verbieten der Opposition den Mund, wenn es darum geht, dass diese möglicherweise Nutzen aus der Katastrophe in Japan zieht. Stattdessen solle man in Gedanken bei den Opfern sein. Aber wir fragen uns, warum trauern Atomkraftbefürworter überhaupt um Opfer von Strahlen? Sprechen sie sich nicht für die Ursache aus, die die Menschen zu Opfern gemacht hat? In unseren Augen ist dies der reinste Widerspruch.

Während die Opposition jetzt keinen parteipolitischen Nutzen aus der Sache ziehen darf, handeln Frau Merkel, Herr Westerwelle und Herr Röttgen frei nach dem Motto: Was für andere gilt, gilt noch lange nicht für uns selbst. Diejenigen, die vor dem ganzen Volk feierlich die Laufzeitverlängerungen bekannt gaben, diese immer wieder rechtfertigten und eigentlich als Experten auf dem Gebiet gelten sollten, drängen sich mit populistischen Versprechen wie „Wir werden die Laufzeitverlängerung für drei Monate aussetzen“ oder „Wir überprüfen die Sicherheitsstandards“ in den Vordergrund. Geben sie damit nun also endlich zu, dass 50 % der Bevölkerung schlauer waren als ein Minister mit diesem Spezialgebiet, die oberste Frau im Staat und der Außenminister? Oder handelt es sich doch einzig und allein um puren, in diesem Moment so unangebrachten Populismus? Wie es auch sei, es spricht nicht für unsere Regierung.

Bei den nun angeordneten Sicherheitskontrollen wird herauskommen, dass unsere Atomkraftwerke den höchsten Sicherheitsstandards entsprechen. Und dabei hat sich doch in Japan vor nur wenigen Tagen gezeigt, dass keine Sicherheitsstandards der Welt die Natur und erst recht nicht die Kernkraft kontrollieren können! In diesem Sinne die unserer Meinung nach passenden Worte zu der Situation in Japan: „Mehr als beten ist nun nicht mehr möglich, dabei lag es einmal in menschlicher Hand.“

RASMUS UND WIEBKE VERST, Wildeshausen