Provisorien auf Dauer

Heroinambulanzen sehen Fortbestand nur als Teilerfolg. Das Ziel bleibt die Zulassung von Heroin als Medikament

Erleichterung ist zu spüren, Euphorie hingegen nicht. Dass die Junkies, die derzeit mit chemisch hergestelltem Heroin – so genanntem Diamorphin – ärztlich behandelt werden, dieses Medikament weiterbekommen, finden die Betreiber der norddeutschen Heroinambulanzen in Hannover und Hamburg gut. Mehr aber auch nicht. „Dass für die bisherigen Klienten eine dauerhafte Lösung gefunden werden muss, hat die CDU auch früher schon signalisiert“, sagte Guido Sanders, Leiter der Ambulanz in Hannover. „Jetzt müssen wir aufpassen, dass durch diese Einigung nicht die Luft aus der Debatte rausgenommen wird.“

Auch weitere Schwerstabhängige müssten die Möglichkeit zur Behandlung mit Heroin bekommen, fordert Sanders. Dafür müsse Diamorphin als Arzneimittel zugelassen werden. Dem aber hat CDU-Bundesfraktionschef Volker Kauder eine Absage erteilt. Im Gespräch mit Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sowie Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hatte Kauder in der vergangenen Woche lediglich der Weiterbehandlung von zurzeit rund 300 Patienten in den Heroinambulanzen zugestimmt. Eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes lehnte er aber ausdrücklich ab.

Für Sanders ist es offensichtlich, dass es der Bundes-CDU weniger um die Sinnhaftigkeit der Heroinvergabe als darum geht, ihre traditionelle Wählerschaft nicht vor den Kopf zu stoßen. „Das Wort Heroin ist das Synonym für Droge und Untergang“, sagte er. „Würde man nicht von Heroin sprechen, sondern vom wirksamsten Mittel zur Behandlung der psychischen Missbefindlichkeit dieser Suchtkranken, wäre die medizinische Vergabe längst anerkannt.“

Auch Karin Bonorden-Kleij, Leiterin der Hamburger Heroin-Ambulanz, hält den jetzigen Kompromiss nur für einen Schritt in die richtige Richtung. Es gebe immer wieder Anfragen von langjährig Suchtkranken, die in die Ambulanz aufgenommen werden wollten. Auch diese Menschen bräuchten eine Perspektive, so Bonorden-Kleji. Zudem sei unklar, wie es mit den bestehenden Ambulanzen weitergehen soll: Ohne die Zulassung von Diamorphin als Medikament müssten sie dauerhaft ein Provisorium bleiben. EE