Rücktritt wegen Gaza

Sie könne die proisraelische Haltung der Regierung nicht länger mittragen, sagt die britische Staatssekretärin im Außenministerium, Sayeeda Warsi. Die 43-jährige Muslimin hat deshalb am Dienstag ihren Rücktritt bei Premier David Cameron eingereicht. Die Haltung der Regierung stimme „nicht mit dem Gesetz und unserer Unterstützung für internationale Gerechtigkeit“ überein, sie sei weder „moralisch vertretbar“ noch in Großbritanniens Interesse, schrieb sie in ihrer Rücktrittserklärung.

Warsi kam 1971 in Dewsbury in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire als zweite von fünf Töchtern auf die Welt. Ihre Eltern stammen aus Pakistan, ihr Vater gründete in Dewsbury eine Bettenfabrik mit einem Jahresumsatz von über 2 Millionen Pfund. Warsi studierte Jura an der Universität Leeds und arbeitete nach ihrem Abschluss in der Kanzlei des Tory-Abgeordneten John Whitfield, bevor sie ihre eigene Kanzlei eröffnete.

2005 kandidierte sie erfolglos für die Tories im Wahlkreis Dewsbury. Ihre Wahlkampfbroschüre enthielt homophobe Passagen, wofür sie sich später entschuldigte. Um sie 2007 in sein Schattenkabinett zu holen, musste Cameron sie zunächst adeln lassen und als Baronin Warsi von Dewsbury ins Oberhaus hieven, da sie kein Unterhaus-Mandat besaß. Mit 36 Jahren war sie das jüngste Mitglied des Oberhauses.

Nach dem Tory-Wahlsieg 2010 wurde sie Geschäftsführerin der Partei und Ministerin ohne Geschäftsbereich, nach der Kabinettsumbildung 2012 wechselte sie als Staatssekretärin ins Außenministerium mit Zuständigkeit für den Nahen Osten, Zentralasien und die UN. Sie war die erste Muslimin in einem britischen Kabinett. Aufgrund ihrer Zustimmung zum britischen Kriegseinsatz im Irak und in Afghanistan wird sie von islamistischen Gruppen angefeindet.

Auch bei den Tories trauern ihr nicht viele nach. Seit sie sich im März im Fernsehen über die Parteispitze als „Oberschicht-Klüngel“ lustig gemacht hatte, war sie umstritten. Nach ihrem Rücktritt sagte Warsi, dass sie nun nicht mehr an Kabinettsdisziplin gebunden sei und sich frei äußern könne. Als Erstes forderte sie ein Waffenembargo gegen Israel. RALF SOTSCHECK