HERMANNUS PFEIFFER ZUR BANKENKRISE IN PORTUGAL
: Und der Heilige Geist

Alles im Griff, versichern Portugals Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva, Ministerpräsident Coelho und Notenbankchef Costa im Chor. Die sich seit letzter Woche abzeichnende Nachricht der Totalpleite der Bank Espírito Santo und ihrer Tochter BES kam gewiss zur falschesten Zeit: Das Krisenland Portugal hat doch gerade erst den EU-Rettungsschirm verlassen; nach einem Zwischenhoch schrumpfte die Wirtschaft im ersten Quartal aber schon wieder, und auch die Arbeitslosigkeit bleibt mit fast 15 Prozent fürchterlich hoch.

Dazu kommt die bedrohlich angespannte Stimmung auf den internationalen Finanzmärkten: Die Aktienkurse fallen; Ukraine, Palästina oder das dahindümpelnde Japan bereiten Sorgen; wirtschaftlich angeschlagenen Länder müssen wieder höhere Zinsen zahlen; die Eurozone kommt partout nicht in Schwung.

Doch der Fado, diese angeblich so typische melancholische Stimmung der Portugiesen, will sich diesmal nicht so recht einstellen, berichten Korrespondenten. Der Antikrisenkurs der Regierung ist vergleichsweise klar. Anders als 2007/2008 besteht die Aussicht, dass Aktionäre und Gläubiger zumindest einen großen Teil der von ihnen angerichteten Zeche selbst bezahlen müssen. Letztlich ist das kleine Portugal mitsamt der Banco Espírito Santo mit einer Bilanzsumme von 98 Milliarden auch zu klein, um eine ganz große Krisenwelle auszulösen. In Deutschland würde die von allen guten Geistern verlassene „Großbank“ gerade auf Rang 17 landen. Außerdem hat die bisherige Praxis mit Bad Banks gezeigt, dass faule Kredite und Wertpapiere, die längst abgeschrieben schienen, häufiger zu retten sind als befürchtet. Wenn die Wirtschaft rundläuft.

So traurig die Nachrichten für Portugal sind: Die Euro-Finanzkrise kehrt durch die BES-Pleite nicht zurück.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8