Gesundgestochen

Wenn die Chemie zwischen Patient und Behandler nicht stimmt, läuft bei Akupunktur nichts, sagt Heidi Rausch

Wie wirkt Akupunktur?

Das weiß man noch nicht genau. Vermutlich wirkt sie über das Vegetative Nervensystem. Es gibt die Theorie, dass es im Körper Energiekreisläufe, so genannte Meridiane oder Leitbahnen, gibt. Krankheiten werden als Störungen der Energie verstanden, die mittels Akupunktur beseitigt werden können. Das gesamte Gedankengebäude der Akupunktur beruht darauf, dass der Mensch in einem innerlichen Ausgleich leben sollte. Dafür gibt es zwei Begriffe: Yin steht für Ruhe und Entspannung, Yang für Aktivität und Dynamik. Ist der Mensch im Gleichgewicht, sind vegetative Abläufe wie Schlaf, Ernährung und Bewegung in Harmonie. Ein weiterer wichtiger Punkt der chinesischen Medizin ist die Psychosomatik: Eine ausgeglichene Psyche lässt einen Menschen gesund sein. Hat er psychischen Stress, kann sich das in körperlichen Symptomen äußern.

Bei welchen Krankheiten hilft Akupunktur?

Bei Schmerzen und Erkrankungen des Vegetativen Nervensystems. Wobei Akupunktur oft nicht allein wirkt, sondern zusammen mit der Beratung über die Regulierung der Lebensumstände, der Ernährung und der Bewegung. Ein Akupunkteur versucht durch gezieltes Fragen zu analysieren, in welchem typischen Lebensspannungsfeld der Patient sich befindet, also ob zum Beispiel Probleme in der Familie oder in der Arbeit hinter seinen Beschwerden stecken. Bei Befundkrankheiten wie einem gebrochenen Bein ist Akupunktur eher nicht indiziert.

Für wen ist Akupunktur ungeeignet?

Schwangere sollten nicht genadelt werden. Besonders in der Frühschwangerschaft kann Akupunktur unter Umständen Wehen auslösen. Ich wende sie auch nicht bei kleinen Kindern an, weil sie zu empfindlich sind. Und sehr erschöpfte Menschen dürfen nicht übermäßig stark behandelt werden.

Woher weiß ein Akupunkteur, wo er die Nadel setzen muss?

Das sind Erfahrungswerte, die er in seiner Ausbildung vermittelt bekommt. Es gibt Punkte am Körper, die eine etwas andere Druckschmerzhaftigkeit haben und bei denen nach jahrhundertelanger Erfahrung eine Wirkung auf bestimmte Krankheitsbilder beobachtet worden ist.

Wie oft kommt es vor, dass eine Nadel abbricht?

Mir ist kein Fall bekannt.

Woran erkenne ich einen guten Akupunkteur?

Er sollte eine umfangreiche und vielseitige Ausbildung nachweisen können. Die großen ärztlichen Gesellschaften erteilen ein Diplom A nach 140 Stunden Unterricht und einer Prüfung und das Diplom B nach 350 Stunden und einer weiteren Prüfung. Eine gute Akupunkturbehandlung zeichnet sich durch eine sorgfältige Anamnese (Erstgespräch) und Untersuchung aus. Mit dem Patienten sollte besprochen werden, wie seine Krankheit entstand und welche Möglichkeiten er hat, mit einer gesunden Lebensweise wieder in seine innere Harmonie zu gelangen. Für die Wirkung ist in jedem Fall auch wichtig, dass auch der Energiefluss zwischen Akupunkteur und Patient stimmt.

Martina Janning

Suche nach Akupunkteuren: www.daegfa.de; www.akupunktur-information.de; www.dgfan.de