Bürgermeisterin begrüßt Autonome

NEONAZIS Über 1.200 Menschen stellten sich am Samstag im niedersächsischen Bad Nenndorf einem rechtsextremen Gedenkmarsch in den Weg. Die Rechten feiern ihren Aufmarsch trotzdem als „Erfolg“

BAD NENNDORF taz | Am jüdischen Gedenkstein in der Kurstraße von Bad Nenndorf kommt am Samstag um 11 Uhr Applaus auf. „Sie sind uns alle willkommen“, begrüßt Bürgermeisterin Gudrun Olk die rund 1.200 von außerhalb angereisten Demonstranten, die an diesem Tag gegen den geplanten „Trauermarsch“ von Rechtsextremen demonstrieren wollen.

Vor einen Jahr wurden die Demonstranten gegen „Trauermarsch“ des rechtsextremen „Gedenkbündnis Bad Nenndorf“ noch nicht so freundlich empfangen. In der niedersächsischen Kurstadt nahe Hannover fürchteten sich Anwohner vor „zugereisten Chaoten“. Dennoch gelang es Anwohnern und Antifa damals, gemeinsam den Marsch der Rechtsextremen zu blockieren. Erstmals seit 2006 mussten die Rechtsextremen damals umkehren.

Sieben Jahre lang waren sie stets Anfang August vor das „Winklerbad“ gezogen, das die britische Armee vom 1945 bis 1947 als Internierungslager nutzte. Die dort stattgefundenen Misshandlungen von Häftlingen nutzen die rechte Szene von NPD und Freien Kameradschaften (FK) nun, um die Verbrecher des Nationalsozialismus zu verharmlosen und das Leid der deutschen Opfer zu betonen.

In diesem Jahr aber bleibt das „Gedenkbündnis Bad Nenndorf“ um Sven Skoda und Marco Borrmann unter der Teilnehmerzahl von 2013. Statt knapp 270 Kader sind dem Aufruf nun 190 Aktivisten von der NPD, Die Rechte und FK gefolgt. Mit Trommeln und Trauermusik zieht der Tross durch die Innenstadt zum Winklerbad, vorbei an unzähligen Transparenten. Vielen haben weiße Hemden oder Blusen an. Eine Anspielung auf das kurze Verbot der SA 1930, die dann statt in braunen in weißen Hemden aufmarschierten.

Kaum ist der Marsch am Winklerbad angekommen, ertönt ein ohrenbetäubender Protest. Eine Blockade fand dieses Jahr nicht statt, aber Trillerpfeifen und Vuvuzelas übertönen alle Reden. Selbst die im Kreis stehen Rechtsextremen können kaum hören, wie Skoda von der Partei „Die Rechte“ über diesen Protest schimpft. Unter dem Jubel der Gegendemonstranten ziehen die Rechten schnell zum Bahnhof zurück, sichtlich vom lärmenden Protest angestrengt.

Einen „Erfolg“ nennt Borrmann den Trauermarsch dennoch. „Wir wollten zum Winklerband, wir sind am Winklerbad.“ Im nächsten Jahr, versichert der frühere niedersächsische NPD-Kommunalpolitiker, komme man wieder. ANDREAS SPEIT