Unicef-Studie
: Die geteilte Pflicht

Der Hamburger Kinderschutzbund hat Recht, wenn er sagt, dass nicht allein vom Staat verlangt werden kann, die Lebenssituation von Kindern zu verbessern. Weder ist es wünschenswert, jegliche Verantwortung an die Obrigkeit zu delegieren, noch ergibt es Sinn: Viele Familien empfinden Unterstützung durch Behörden als Bevormundung und nicht als Hilfe. Denen wiederum macht es diese Erkenntnis aber leicht, sich aus ihrer Restverantwortung zu ziehen: So gibt die Jugendbehörde keinen Cent zu dem Projekt der Familienpaten.

Kommentarvon Elke Spanner

Auch die Verantwortung der Gesellschaft ist wichtig, aber eben nicht ausreichend. Die Qualität der Familienpaten bestimmt deren Ausbildung – die kostet Geld. Auch die Klassengröße hängt vom Finanzetat ab, genauso wie das Angebot an Familienhebammen und nicht zuletzt die personelle Ausstattung der Jugendämter, die den Hilfebedarf überhaupt erst ermitteln müssen.

Und: Neben der Investition von Geld bedarf es des Umdenkens. Ein ähnlicher Schock wie die Unicef-Untersuchung waren die Ergebnisse der Pisa-Studie zur Bildung. Doch obwohl deren Ergebnis war, dass die Einheitsschule am besten ist, hält die Politik an einer Selektion der Kinder nach der Grundschule fest.

Denn die Politik wird von denen gemacht, die selbst nicht die Verlierer, sondern Gewinner des bisherigen Systems sind.