Verhandlung vertagt

Entscheidung über die Verlegung des inhaftierten russischen Anwaltes Michail Trepaschkin kommt im März

MOSKAU taz ■ Das Tagilstrojewski Kreisgericht im nordsibirischen Nischni Tagil hat das für Anfang dieser Woche angesetzte Verfahren in der Angelegenheit Michail Trepaschkin erneut vertagt. Der nächste Termin wurde für den 9. März anberaumt. In dem Verfahren soll über eine Verlegung des Ex-Geheimdienstmitarbeiters in ein anderes Lager entschieden werden, wo eine Behandlungsmöglichkeit für den Schwerkranken gegeben ist.

Das Gericht begründete den Aufschub mit Überlastung. So sei es nicht möglich gewesen, die Fülle des Materials in der vorhandenen Zeit zu prüfen. Nach Aussagen der Anwälte eilt dem leitenden Richter der Ruf voraus, Verhandlungen korrekt zu führen, aber harte Urteile zu fällen.

Michail Trepaschkin sitzt seit zwei Jahren in einem Straflager in Nordsibirien. Er wurde wegen illegalen Waffenbesitzes und Geheimnisverrats von einem Moskauer Militärgericht 2005 zu vier Jahren Lagerhaft verurteilt. Sein Gesundheitszustand sei bedenklich und habe sich seit Haftantritt deutlich verschlechtert, sagt seine Anwältin Jelena Lipzer.

Trepaschkin geriet ins Fadenkreuz der Strafverfolgungsbehörden, als er 2003 den Hintergründen von drei Häuserexplosionen in Moskau und Wolgodonsk nachspürte. Bei den Anschlägen starben mehr als 240 Menschen. Der Kreml vermutete eine tschetschenische Spur und nahm die Tragödie zum Anlass für einen neuen Kaukasusfeldzug. Trepaschkin sollte im Prozess gegen die vermeintlichen Täter die Interessen von zwei Hinterbliebenen als Nebenkläger vertreten.

Kurz vor Prozessbeginn wurde er durch eine Anklage aus dem Verkehr gezogen. Er hatte Indizien gesammelt, die auch eine Beteiligung des Geheimdienstes an den Sprengungen nicht ausschlossen. Darüber informierte er auch den nach England geflohenen Exspion Alexander Litvinenko, der im November an einer Poloniumvergiftung in London starb. KLAUS-HELGE DONATH