Die EU öffnet ihre Kassen für die Forschung

Die Ausgaben werden um 41 Prozent auf 54 Milliarden Euro erhöht. Erstmals sollen auch Einzelprojekte profitieren

BERLIN taz ■ Peter Fisch hatte richtig gute Laune. Wie es sich kurz vor Weihnachten gehöre, habe er „gute Nachrichten“ zu verkünden, sagte der Beamte aus Brüssel gestern im Europäischen Haus vis-à-vis vom Brandenburger Tor. Fisch ist in der Europäischen Kommission für das Forschungsrahmenprogramm zuständig. In dieser Funktion hatte er tatsächlich Erstaunliches zu vermelden: Das auf sieben Jahre angelegte Rahmenprogramm wird in seiner siebten Auflage 54 Milliarden Euro umfassen. Den Forschern in Europa wird damit in den Jahren 2007 bis 2013 gut 41 Prozent mehr Geld zu Verfügung stehen als im auslaufenden 6. Forschungsrahmenprogramm.

Noch haben EU-Parlament und Europäischer Rat nicht abschließend beraten – das wollen sie bis Anfang Dezember tun. Große Änderungen am weltgrößten Forschungsprogramm werden bis dahin nicht erwartet. „Das geht so durch“, sagt Fisch.

Das Rahmenprogramm ist ein großer Geldtopf, aus dem sich europäische Forscher auf Antrag bedienen können. Im Durchschnitt werden die Projekte mit unter einer Million Euro gefördert. Um den Überblick zu behalten, gibt es unterschiedlich ausgestattete Schwerpunkte. Den größten Posten nimmt mit 32 Milliarden Euro der Schwerpunkt „Zusammenarbeit“ ein, ein Sammelbecken unterschiedlichster Forschungsrichtungen wie Gesundheit, Verkehr, Kommunikationstechnik. Förderbedingung ist eine europäische Vernetzung der Projekte.

Die Energieforschung nimmt hier 2,3 Milliarden Euro in Anspruch, davon über die Hälfte für Erneuerbare Energien und Effizienzforschung. Dagegen stehen 2,7 Milliarden Euro für die Atom- und Kernfusionsforschung des als eigenem Schwerpunkt ausgelagerten Euratom-Programms.

Neu im 7. Rahmenprogramm ist der Schwerpunkt „Ideen“. Mit insgesamt 7,4 Milliarden Euro werden erstmals Projekte von einzelnen Forschern, Teams oder Unternehmen gefördert. Voraussetzung ist lediglich, dass das Projekt wissenschaftlich herausragend ist und die Forschung in der EU stattfindet. Das Geld wird vom speziell dafür eingerichteten Europäischen Forschungsrat mit Sitz in Brüssel verteilt. In dem Rat begutachten ähnlich wie in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 22 Wissenschaftler die Projekte.

Ziel der Kommission ist, die Forschungsausgaben in der EU auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Derzeit sind es 1,9 Prozent. Fisch ist zuversichtlich: Bis 2012 dürfte die 2,6-Prozent-Marke erreicht sein. Den Rest wird sicher die Wirtschaft beisteuern, sagt Fisch. Die trage schon heute die Hälfte der Forschungsausgaben in der EU.

THORSTEN DENKLER