Exbürgermeister soll bei der Telekom vermitteln

TARIFSTREIT Hamburgs ehemaliger Bürgermeister Henning Voscherau als Schlichter angerufen

BERLIN taz | Im Tarifstreit zwischen der Deutschen Telekom und der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di soll jetzt der ehemalige Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau vermitteln. Die Telekom teilte am Donnerstag mit, sie werde die Schlichtung anrufen. Solch ein Verfahren sieht ein Abkommen vor, das zwischen dem Konzern und der Gewerkschaft besteht.

Ver.di hatte kurz zuvor am Donnerstag die Verhandlungen mit der Telekom für offiziell gescheitert erklärt. Die vierte und letzte Verhandlungsrunde war am Mittwoch ergebnislos abgebrochen worden.

Die Gewerkschaft fordert für die rund 105.000 Beschäftigen bei einer Laufzeit von 12 Monaten eine Gehaltssteigerung von 6,5 Prozent, mindestens jedoch 170 Euro mehr im Monat. Die Azubi-Vergütungen sollen um 70 bis 90 Euro steigen, Beamte einen Ausgleich zwischen der Tarifsteigerung und der Anhebung der Besoldung erhalten. Die Telekom wiederum hatte bei einer Laufzeit von 24 Monaten 2,17 Prozent mehr Gehalt geboten, zudem in der dritten Runde ein „Zukunftsbündnis“ auf den Tisch gelegt, das ein Vorruhestands- und Altersteilzeitmodell sowie die feste Übernahme von Nachwuchskräften vorsieht. Ver.di hatte sich jedoch geweigert, über dieses nachgereichte Paket zu verhandeln.

Hintergrund der Tarifforderung ist, dass 2007 die Servicesparte der Telekom ausgegliedert wurde. Rund 55.000 Arbeitnehmer mussten daraufhin Gehaltseinbußen von 2,17 Prozent und längere Arbeitszeiten hinnehmen. Im Gegenzug wird bis Ende 2013 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. In den anderen Betriebsteilen, der Telekom GmbH und der Telekom AG, wurden weiterhin höhere Gehälter gezahlt, es gab jedoch keinen Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen. Jetzt fordert die Gewerkschaft mit Blick auf die Servicesparte deutliche Gehaltssteigerungen, andererseits für die Telekom GmbH und AG auch den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen.

Der erste Schlichtungstermin findet Ende nächster Woche statt. Sollte Ver.di mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein, will die Gewerkschaft umgehend per Urabstimmung über einen Streik entscheiden lassen. Bisher hatten sich nach Gewerkschaftsangaben rund 90.000 Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt. EVA VÖLPEL