soundtrack
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In Soundtrack dieser Woche wollen wir ein gesamtgesellschaftliches Phänomen antippen, das Ausdruck in der Popmusik findet. Wir meinen jene Sache, die manche Leute „Cocooning“ nennen. Vom Einkuscheln ist also die Rede, in die Beziehung, in einer gemütlichen Wohnung, auf einem Sofa vor dem Fernseher – oder auch in der Wärme eines Songs. Ist es Zufall, dass wir gerade jetzt, in den schlimmsten Wochen des Jahres, was das Wetter betrifft, so viele „Cocooning“-Konzerte auf dem Konzertplan der Clubs entdecken?

Da hätten wir zum Beispiel das Kulturhaus 73 am Schulterblatt, das an diesem Montag das Duo Saroos, also Florian Zimmer und Christoph Brandner (bekannt von „Lali Puna“), beherbergt. Diese beiden machen eine sonderbare schwebende elektronische Musik aus einfachen Melodien. Behutsam, gelassen und voller Glücksmomente. Und schon am Dienstag geht es weiter mit der neuen Sanftheit.

Da spielt, ebenfalls im Kulturhaus, die amerikanische Band Au Revoire Simone: „Warme und organische Elektromusik … der perfekte Soundtrack zu einem Herbstpicknick“, kündigen die Veranstalter an. Wir könnten, ganz ehrlich, diesen ganzen Soundtrack all jenem feinnervigen Wohlklang widmen, der in dieser Woche über Hamburgs Bühnen schwebt. Wir könnten, wir wollten, doch nun wollen wir aber doch nicht mehr.

Denn, bitteschön, Billy Talent sind in der Stadt. Und das bedeutet nun mal das genaue Gegenteil von Sanftheit und Ruhe. Wer glaubt, bei diesen jungen Kanadiern gehe es vollkommen talentfrei zu, der höre bitte mal hin: Grundsolides Gitarrengeschredder bringt immerhin klassisch zweistimmige, hoch energische Punkrock-Mitsing-Refrains zustande: das Stadion-Rock-Konzert der Woche.

Fehlt noch der Geheimtipp der Woche, Escapologists im Knust. Auch sie sind definitiv keine Wohlfühlmusikanten. Im Gegenteil: Die Indie-Rocker aus Nottingham haben gerade mit „In Free Motion“ ein Album veröffentlicht, das Exaltiertheiten pflegt und hegt. Diese Musik ist kein Klangteppich, sie ist ein Stolperstein.

Wer sich zu all dem nicht hingezogen fühlt (zu soft, zu hart, zu gefällig, zu sperrig) der sollte in dieser Woche zumindest ein Konzert besuchen – er oder sie wird es nicht bereuen. Wir sprechen von Chris & Carla. Schwer zu sagen, wann sie eigentlich am besten sind: als „Walkabouts“, als Einzelkünstler oder eben als Chris & Carla, als das unschlagbare Doppel Chris Eckman und Carla Torgerson. Das neue Album, das erste seit 8 Jahren, beschenkt uns mit bittersüßen Folk-Pop-Songs … und einem Leckerbissen am Schluss – dem „Young Marble Giants“-Cover „Salad Days“. Jetzt im Uebel & Gefährlich. Marek StorchSaroos: Mo, 19. 2., 21 Uhr, Kulturhaus 73Au Revoir Simone: Di, 20. 2., 21 Uhr Kulturhaus 73Billy Talent: So, 18. 2., 20 Uhr, Sporthalle HamburgEscapologists: Mo, 19. 2., 20 Uhr, KnustChris & Carla: Di, 20. 2., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich