Bahnstreiks auch in Berlin

VERKEHR Lokführer wollen S-Bahn als Druckmittel nutzen. Bauarbeiten auf Strecke nach Hannover

Die Berliner und Brandenburger müssen sich auf Streiks im Eisenbahnverkehr und bei der S-Bahn einstellen. „Wir sind auch in der Lage, den S-Bahn-Verkehr lahmzulegen. Das ist für uns ein Druckmittel“, sagte am Dienstag Frank Nachtigall, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) für den Bezirk Berlin, Sachsen und Brandenburg, der taz. Die anstehenden Arbeitsniederlegungen werden länger dauern als die bisherigen Warnstreiks, kündigte Nachtigall an. Auch Aktionen über mehrere Tage seien denkbar. Genauer wollte sich der Gewerkschafter nicht festlegen. Die Streikmaßnahmen würden aber zwölf Stunden vor Beginn bekannt gegeben, so Nachtigall.

Die GDL will einen Branchentarifvertrag für alle rund 26.000 Lokführer in Deutschland. In einer Urabstimmung hatten mehr als 90 Prozent der Mitglieder für einen Streik gestimmt, wie die Gewerkschaft am Montag bekannt gegeben hatte. Noch diese Woche sollen die Arbeitsniederlegungen beginnen. Der Schwerpunkt liegt zunächst auf dem Güterverkehr, später soll aber auch der Personenverkehr betroffen sein. „Sobald wir wissen, wann und wo die GDL genau streiken will, werden wir die Infos weitergeben“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Per Internet oder unter der kostenlosen Hotline (0 80 00) 99 66 33 könnten sich Fahrgäste auf dem Laufenden halten.

Selbst wenn es mit den Lokführern bald eine Einigung geben sollte, wird Bahnfahren in den nächsten Monaten nicht leichter: Ab April müssen auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Berlin und Hannover die Gleise erneuert werden, gab die Bahn am Dienstag bekannt. Täglich verkehren dort etwa 170 Züge. Fünf Monate sollen die Bauarbeiten dauern. Die Fahrtzeit aller betroffenen ICEs und ICs verlängert sich um eine halbe Stunde, hieß es. A. LANG-LENDORFF

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