Chefs machen keine schriftlichen Zusagen

ABWANDERUNG Siemens-Zulieferer Mdexx verteilt Produktion von Bremen auf zwei Standorte im Umland – belässt Sinn der Maßnahme im Dunkeln und macht der Belegschaft nur unbelastbare Versprechungen

„Wir sind überzeugt, dass Eigentümer und Geschäftsführer wieder nicht die Wahrheit sagen.“

Herbert Strosetzky und Dieter Zapf , mdexx-Betriebsrat

Die ehemalige Siemens-Firma Mdexx wird aus Bremen weggehen und sich auf zwei Standorte, einen in Seckenhausen und einen in Ihlpohl, aufteilen. „Dagegen können wir nun nichts mehr machen“, sagt Verdi-Gewerkschafts-Sekretär Peter Stutz nach dem Scheitern einer Einigungsstelle.

Die Präsidentin des Landesarbeitsgerichtes, Sabine Kallmann, hatte sich vergeblich um eine Einigung bemüht. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat fürchten eine Zerschlagung des Betriebes und sehen keinen sachlichen Grund für die Aufsplittung.

Die Mdexx-Geschäftsführer hatten zur Begründung für den Umzug angegeben, der Pachtvertrag mit Siemens für das Gelände an der A 281 in der Bremer Neustadt laufe aus. Dem Betriebsrat gegenüber hatte Siemens aber erklärt, es spräche nichts gegen eine Verlängerung – sogar Mietkürzungen habe Siemens angeboten, so der Betriebsrat.

Die Bremer Wirtschaftsförderer hatten die alten Wollkämmerei-Hallen renoviert zu einem Preis von 1,50 Euro pro Quadratmeter angeboten – die Mdexx-Geschäftsführung hatte kein Interesse daran. Nun muss das Unternehmen Lagerhallen in Seckenhausen und Ihlpohl in Produktionshallen umbauen lassen. Mdexx hat zu keiner Zeit versucht, die Skepsis seines Betriebsrat mit einer Offenlegung seiner Kostenkalkulation zu widerlegen.

Bis Ende September 2011 will Mdexx den Betrieb verlegen. Personalleiter Alexis Lamaye trat den Befürchtungen des Betriebsrates, dass ein Teil des Unternehmens verkauft werden sollte, mit dem Argument entgegen, es wäre Unsinn, Geld in die Hand zu nehmen und dann zu zerschlagen. Lamaye versicherte auch, es werde keine Entlassungen geben. Schriftlich wollte die Geschäftsführung dies dem Betriebsrat aber nicht garantieren, nicht einmal für ein paar Monate, klagt der. „Dabei würden ihr diese Zusagen keinen Cent kosten, wenn ihre Versprechungen wahr wären.“ Herbert Strosetzky und Dieter Zapf vom Betriebsrat formulieren vor dem Hintergrund jahrelangen Streits um Arbeitsplatzabbau: „Wir sind überzeugt, dass die Eigentümer und Geschäftsführer der Belegschaft wieder einmal nicht die Wahrheit sagen.“

Was für den Betriebsrat nun bleibt: Einigungsstellen-Verhandlungen über einen Sozialplan, um die Folgen der Arbeitsstättenverlagerung für jeden Einzelnen zu mindern. Verhandlungen darüber sollen, so die Gewerkschaft, am 23. März stattfinden. KAWE