So könnte es auch sein

HOFFNUNG Die Fotografin Cornelia Suhan porträtiert Flüchtlinge in deren erträumten Leben

VON CORNELIA SUHAN
(FOTOS) UND JANA PETERSEN (TEXT)

Die Fotografin will nicht mehr nur auf das Elend schauen. In vielen Ländern der Welt hat Cornelia Suhan Flüchtlinge porträtiert, in der Osttürkei, wohin die Menschen vor den Giftgasanschlägen Saddam Husseins flohen, im Gazastreifen, in Bosnien. Immer hat Suhan versucht, auf diesem Pfad zu gehen zwischen journalistischer Darstellung des Leids, die nichts beschönigt, und einem Blick, der die Menschen nicht noch weiter entwürdigt.

Nun hat Suhan Menschen fotografiert, die nach Deutschland geflohen sind. Aus Marokko, Tadschikistan, dem Kosovo. Menschen wie Robert und Sudika, das junge Paar, das sich auf Suhans Foto an den Händen hält. Die beiden Roma, so erzählen sie, wurden in ihrer Heimat Kosovo geschlagen und mit dem Tod bedroht. Sudika ist schwanger, das gemeinsame Kind soll Anfang April auf die Welt kommen – genau dann, wenn der Winterabschiebestopp endet und die beiden wieder akut von Abschiebung betroffen sind.

Suhan inszeniert die Flüchtlinge an Orten, an die diese sich träumen. Sie schreibt die Träume der Flüchtlinge auf, kombiniert sie mit den Fotos. Damit möchte sie den Blick auf diese Menschen entautomatisieren – und ihnen Mut machen, weiter an ihre Träume zu glauben. Sie ärgert sich über den Widerstand der Gesellschaft, die sich gegen die Flüchtlinge wendet. Also platziert sie die Flüchtlinge in einen anderen Kontext, stellt Mohammed Bouazza ins BVB-Stadion, setzt Robert und Sudika an einen vornehmen Esstisch – und schubst sie alle so ein Stück näher an ihre Traumrealität.

Die Ausstellung: „Vom Menschen zum Flüchtling – vom Flüchtling zum Menschen“ ist noch bis zum 21. April in der Stadtkirche St. Reinoldi in Dortmund zu sehen