Lüneburg entsorgt selbst

Landkreis vergibt Müllabfuhr an kommunales Unternehmen. Das profitiert davon, dass es auch die örtliche Verwertungsanlage und die Deponie betreibt. Städte praktizieren das schon seit langem

von Gernot Knödler

Privatfirmen erbringen öffentliche Dienstleistungen nicht unbedingt billiger. Das hat sich gerade wieder im Landkreis Lüneburg gezeigt, wo eine kommunale Firma eine internationale Ausschreibung für die Müllabfuhr gewann. Die Gesellschaft für Abfallwirtschaft (GfA) verlangt ein Fünftel weniger als die private Firma, die seit 14 Jahren die Mülltonnen im Landkreis leert.

Die GfA kommt bei der Müllabfuhr im Kreis erstmals zum Zuge, obwohl sie dem Kreis zur Hälfte gehört. Die Gesellschaft ist 1981 von der Stadt und dem Landkreis gegründet worden, um das wachsende Müllproblem zu bewältigen. Sie baute eine neue Mülldeponie, die den verschärften Anforderungen an die Abfallentsorgung entspricht. Außerdem hat sie eine Reihe von Abfallbehandlungsanlagen errichtet – etwa ein Kompostierwerk und eine mechanisch-biologische Anlage, in der der Müll zur Deponierung aufbereitet wird. 1996 hat das Unternehmen auch die Müllabfuhr in der Stadt Lüneburg übernommen.

Dass sich die GfA bei der Ausschreibung im Kreis durchsetzen konnte, erklärt Geschäftsführer Hubert Ringe mit dem Standortvorteil seines Unternehmens. „Wir können Synergieeffekte nutzen“, sagt er. Die GfA verfüge bereits über die nötigen Grundstücke. Den Fahrzeug- und Mitarbeiterpool will Ringe zwar aufstocken. Dafür müsse er aber weniger Ersatzfahrzeuge vorhalten, so Ringe. Zugegebenermaßen sei das Angebot „knapp kalkuliert“. Anders als andere Anbieter spare die GfA aber nicht an den Gehältern. „Wir zahlen nach Tarif“, sagt Ringe.

Während nur 14 von 39 niedersächsischen Landkreisen ihren Müll von eigenen Betrieben abholen lassen, setzen die kreisfreien Städte fast sämtlich auf dieses Konzept. Nur Braunschweig hat ein Privatunternehmen beauftragt. Der Grund für diesen Unterschied liege wohl in der bisherigen Müllentsorgungsgeschichte von Stadt und Land, vermutet Wolfgang Kix vom Niedersächsischen Landkreistag. Die Städte hätten sich schon früh um die Entsorgung kümmern müssen, während auf dem Land die Dörfer lange für ihre Müllabfuhr verantwortlich waren und sich durchwurstelten. Erst in den 70er Jahren sei die Zuständigkeit auf die Landkreise übertragen worden.

Einen Trend zur Rekommunalisierung der Abfallentsorgung kann Kix nicht erkennen. Jede Gebietskörperschaft müsse, sobald ein Entsorgungsvertrag auslaufe, neu überlegen, was die günstigste Lösung sei. Eine eigene Müllabfuhr eigens aufzubauen, werde sich in der Regel aber nicht lohnen.

Derzeit gebe es eine Mixtur aus öffentlichen und privaten Entsorgern. Eine Abfallbeseitigung allein durch Privatfirmen wäre aufgrund der Konzentrationstendenz in der Branche auf lange Sicht teurer als die kommunale, vermutet er. „Wir fühlen uns als öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger als Hüter des Wettbewerbs, weil wir kleine Entsorgungsfirmen beauftragen“, sagt Kix.