Putins Anheizer

Die Zeiten der inneren Distanz seien vorbei. Wer in der von ihm angeführten Nachrichtenagentur als Journalist tätig sei, müsse von „Liebe zu Russland“ geprägt sein, hatte Dmitri Kiseljow (Foto) bei seinem Amtsantritt als Direktor der Ende 2013 von Präsident Putin ins Leben gerufenen staatlichen Nachrichtenagentur Russland Heute erklärt. Kiseljow überlässt nichts dem Zufall, wenn es darum geht, der Bevölkerung die Putin’sche Sicht der Dinge näherzubringen.

Jeden Sonntagabend erklärt der Schwulenhasser Russlands Bevölkerung in einer Mischung aus Nachrichten, Theatralik, Verschwörungstheorien und Kommentaren in seinen „Wochennachrichten“ die Welt. Die Einschaltquoten sind mit 90 Prozent gewaltig. Kiseljow ist die Antwort auf die Frage, wie Fernsehpropaganda in Zeiten von Satellitenfernsehen und Internet überleben kann. Denn im Unterschied zur sowjetischen Propaganda, die liebend gerne Themen unter den Teppich kehrte und die Bevölkerung mit ihren abendlichen Nachrichten schon auf das Einschlafen vorbereiten sollte, will Kiseljow die Zuschauer mit seinen „Wochennachrichten“ von den Stühlen reißen, will ihr Blut in den Adern gefrieren lassen. Eine Auslassung Kiseljows über einen wahrscheinlichen Sieg Russlands in einem Atomkrieg mit den USA kulminierte in der Behauptung: „Real ist Russland das einzige Land, das die USA in radioaktiven Staub verwandeln kann.“

In der Ukraine ist Kiseljow wegen seiner Propaganda gegen die ukrainische Regierung einer der meistgehassten Russen. Nach seiner jüngsten Äußerung, die zunehmend schwächeren Russischkenntnisse könnten für Armenien ein „Sicherheitsproblem“ werden, werden auch in Armenien Stimmen laut, Kiseljow zur Persona non grata zu erklären. BERNHARD CLASEN