Reiche fliegen auf Tempelhof

US-Investor will auf dem Flughafengelände eine Luxusklinik mit angeschlossener Landebahn betreiben. Das Bundesfinanzministerium prüft. Senat und Grüne beharren auf Schließung des Airport

VON RICHARD ROTHER

Eigentlich wollte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bei Bundeskanzlerin Angela Merkel mehr Geld für Berlin herausholen. Stattdessen ging es bei dem Treffen zwischen den beiden in dieser Woche aber um die Nachnutzung des vor der Schließung stehenden Berliner Flughafens Tempelhof. Den will laut einem Zeitungsbericht der US-amerikanische Kosmetikkonzern Estée Lauder Companies weiter betreiben – als Landebasis für eine Luxusklinik für Patienten aus aller Welt. Allerdings lag der Berliner Verkehrsverwaltung bis gestern keine entsprechende Anfrage vor, wie eine Sprecherin mitteilte.

Der Plan klingt reichlich abenteuerlich – und dürfte einen Haken haben. Wie viele superreiche Kranke würden eine solche Klinik wohl brauchen, um erstens sich und zweitens den Flughafen mit seinem riesigen denkmalgeschützten Immobilienbestand zu finanzieren? Für die Tempelhof-Freunde kein Problem. Der Senat müsse „das Angebot zur Nutzung des Flughafens Tempelhof ernsthaft und zügig prüfen“, meinte gestern CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger. „Mit der in Aussicht gestellten Investition eines seriösen privaten Investors am Flughafen Tempelhof hat das riesige Areal wieder eine Zukunft. Berlin könnte damit ein Signal geben, dass es an seine Zukunft glaubt.“

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und das Land Berlin prüften derzeit die Voraussetzungen für eine eingeschränkte Weiternutzung des Flughafens Tempelhof, verkündete gestern das Bundesfinanzministerium. Von Investorenseite bestünden Überlegungen, bestätigte das Amt, das Areal nach Beendigung des regulären Flugbetriebes im Oktober 2007 begrenzt weiter zu nutzen.

Immerhin gehört dem Bund rund drei Viertel der Immobilie, die schwer vermarktbar sein dürfte. Mit einer angeschlossenen Landebahn könnte dies leichter fallen, und der Bund hätte ein finanzielles Problem weniger. Dafür müsste allerdings das Land Berlin mitspielen und auf die komplette Schließung verzichten. Könnte es sein, dass sich der Bund zukünftig für ein solches Entgegenkommen an anderer Stelle erkenntlich zeigt, am Ende gar Tempelhof und die Hauptstadtfinanzierung mehr miteinander zu tun haben könnten, als nach dem Treffen im Kanzleramt verlautbart wurde?

Der Berliner Senat bekräftigt gestern noch einmal seine Position zur Schließung Tempelhofs. Spätestens bei der Inbetriebnahme des neuen Zentralflughafens in Schönefeld müssen Tegel und Tempel geschlossen werden, lautet der Konsensbeschluss zwischen Berlin, Brandenburg und dem Bund aus dem Jahre 1996. „Dieser Konsensbeschluss ist weiter gültig und Teil der höchstrichterlichen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichtes zum Planfeststellungsbeschluss“, so ein Senatssprecher. Wer diesen Konsens aufkündige, müsse sich darüber im Klaren sein, dass er die Rechtsposition der Flughafengesellschafter schwäche.

Der Flughafen Tempelhof müsse geschlossen werden, fordert die Grünen-Fraktionschefin Franziska Eichstätt-Bohlig gestern. Ihr Vorschlag: In das Flughafengebäude könnten Bundesministerien einziehen, die derzeit noch in Bonn sitzen.