Sorge wegen Chrysler-Deal

Die Zustimmung der Gewerkschaften zum Verkauf an Finanzinvestor Cerberus ist umstritten

„Die holen sich ihr Geld durch Streichung und Schließungen zurück“

VON STEPHAN KOSCH

Der Verkauf des US-Automobilherstellers Chrysler an den Finanzinvestor Cerberus ist bei Arbeitnehmervertretern auf Kritik gestoßen. Der Verkauf des Unternehmens an Chrysler oder die Änderung der Produktpalette und der Verbleib im Konzern wäre die bessere Lösung gewesen, sagte Tom Adler, Betriebsrat bei DaimlerChrysler in Untertürkheim, der taz. Auch der Präsident der kanadischen Autogewerkschaft CAW, Buzz Hargrove, erklärte, er sei „enorm besorgt“. Die Gewerkschaft habe keine guten Erfahrungen mit Investmentfirmen gemacht. Die Internationale Metallgewerkschaft warnte Cerberus vor einem Griff in die Pensionskassen.

Am Montag hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche die Trennung von Chrysler bekanntgegeben. Künftig wird Cerberus 80,1 Prozent an Chrysler halten. Dafür zahlt Cerberus 5,5 Milliarden Euro. Der Großteil der Summe fließt als Eigenkapital Chrysler zu, allerdings bleiben auch die langfristigen Pensions- und Gesundheitskosten in dem Unternehmen. Stellenstreichungen über die bereits angekündigten 13.000 Jobs hinaus seien nicht geplant.

Die US-Automobilarbeiter-Gewerkschaft UAW und die deutschen Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat wollen dem Vertrag in der Sitzung des Aufsichtsrats heute zustimmen. Entscheidend sei gewesen, dass sich UAW-Präsident Ron Gettelfinger zufrieden mit dem Verkauf an Cerberus gezeigt habe, hatte Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm am Montag erklärt.

„Dass die deutschen Betriebsratsspitzen die Trennung von Chrysler unterstützen, überrascht nicht“, erklärte Tom Adler, IG-Metall-Mitglied und einer von zehn Betriebsräten der oppositionellen Liste „alternative“ im DaimlerChrysler-Werk Untertürkheim. „Ihre Politik war und ist geprägt vom Standortegoismus, sie haben mit ganz wenigen Ausnahmen alle Vorstandsentscheidungen abgenickt und mitvertreten.“ Auch die Spitze der UAW sei immer äußerst unternehmensloyal gewesen. An der Basis seien sowohl der angebliche „merger of equals“ als auch der Chrysler-Turnaround-Plan, der immerhin 26.000 Arbeitsplätze vernichtet habe, viel kritischer gesehen worden. „Mit dem Verkauf an Cerberus dürfte es sich nicht anders verhalten.“

Auch die Gewerkschaft Canadian Auto Workers ist deutlich skeptischer als die UAW. Was für die US-amerikanischen Arbeiter gut sei, müsse für die kanadischen Arbeiter nicht unbedingt gutgeheißen werden, erklärte Buzz Hargrove in „Focus Online“. Er vertritt gut 10.000 Chrysler-Mitarbeiter. Cerberus habe bisher eine Neigung zu Höchstpreisen für Übernahmen gezeigt. „Das holen sie dann durch Streichungen und Einsparungen und Schließungen wieder rein.“

Der Generalsekretär der Internationalen Metallgewerkschaft IMF, Marcello Malentacchi, zeigte sich gestern „besonders besorgt, ob die Rückstellungen der Arbeiter und Pensionäre für Altersbezüge und Gesundheitskosten geschützt bleiben“. Die Übernahme durch Cerberus müsse einen Beitrag zu einer sicheren Zukunft für Chrysler leisten.