Der Garagenhaus-Gangster

PARKKRIMI Über drei Jahre hinweg konnte ein Brepark-Mitarbeiter Parkgebühren in Höhe von 160.000 Euro in die eigene Tasche stecken

Erst die neue Geschäftsführerin kam dem Großbetrüger auf die Schliche

„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freuen sich auf Ihren Besuch“, betont die Brepark, nach eigenen Angaben „Bremens wichtigster Anbieter von Parkraum“. Einer dieser Mitarbeiter hat sich in den vergangenen drei Jahren offenbar ganz besonders gefreut: Er steckte Parkschein-Einahmen in Höhe von 160.000 Euro in die eigene Tasche.

Im Parkhaus Mitte beispielsweise entspricht das dem Gegenwert von 228.571 angefangenen halben Stunden. Oder 17.778 Tageshöchstsätzen. Noch anders ausgedrückt: Von jedem der 11.000 Brepark-Parkplätze schöpfte der Mitarbeiter im rechnerischen Schnitt 14,54 Euro ab. Warum ein Betrug in diesem Umfang erst nach 40 Monaten entdeckt wurde, wollte die SPD-Fraktion nun vom Senat wissen. Die knappe Auskunft des fachlich zuständigen Verkehrsressorts lautet: „Das 4-Augen-Prinzip wurde bei der Leerung der Automaten eingehalten, jedoch nicht durchgehend bei der Verarbeitung der Geldbeträge.“

Frühere Vergehen von Brepark-MitarbeiterInnen „im Zusammenhang mit dem Einsammeln der Parkeinnahmen“ seien nicht bekannt. Wie präzise das Behördengedächtnis in Bezug auf die Geschichte der 1957 als „Bremer Parkplatz GmbH“ gegründeten Einrichtung ist, muss dahingestellt bleiben.

Dass der nun vorliegende Fall bekannt wurde, ist Geschäftsführerin Erika Bauer zu verdanken, die 2009 ins Amt kam. Bauer überraschte ihre rund 50 MitarbeiterInnen mit der Ankündigung, alle Arbeitsbereiche persönlich kennenlernen zu wollen – von der Frühschicht in der Leitzentrale bis hin zur täglichen Geldsammeltour. Dabei stellte sie die „Abrechnungsdifferenz“ fest, wie das Verkehrsressort formuliert.

Der mittlerweile entlassene Mitarbeiter handelte den vorliegenden Erkenntnissen zu Folge allein. Insofern liege „keine Korruption“ vor, wie das Verkehrsressort mehrfach betont. Mehr könne mit Rücksicht auf das laufende staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren nicht mitgeteilt werden. Welche logistischen Konsequenzen zieht die Brepark aus dem Großbetrug? „Teilbereiche der Geldverarbeitung“ seien privatisiert worden, teilt der Senat mit: Ein Werttransportunternehmen hat drei Monate nach Bekanntwerden der Vorfälle die Entleerung der Kassenautomaten übernommen.

Aber sind elektronische Zahlungsmittel nicht prinzipiell sicherer als eine Privatisierung des Geldtransports? In der Tat prüfe man die Anschaffung „einer neuen Generation von Parkscheinautomaten“, sagt das Ressort. Bei diesen könne man auch mit EC-Karten bargeldlos zahlen, bisher geht das nur mit Sondertickets wie der „easy-Karte“.

Die Brepark zählt zu Bremens wenigen kommunalen Unternehmen, die schwarze Zahlen schreiben. Dank Bauers Blick für schwarze Schafe sind sie noch ein wenig schwärzer geworden.

HB