Guten Stühlen werden weitere folgen

Die Fragen an das Produkt immer wieder zu erneuern, das ist für den Formgeber Wilm Fuchs viel wichtiger als die Konjunktur des Designs

WILM FUCHS, 35, hat an der damaligen Akademie der Künste Produktdesign studiert. Gemeinsam mit seinem Partner Kai Funke entwirft er etwa alltagstaugliche Pappklappstühle.

taz: Wilm Fuchs, in der Ausstellung „Full House“ zeigen Sie ein Fichtenholzregal, das eine kubistische Interpretation eines Ikea-Klassikers sein könnte. Ist die Gegenwart des Möbeldesigns ein permanentes Stöbern im Gestern?

Wilm Fuchs: Da fragen Sie wahrscheinlich den Falschen, weil mein gestalterischer Ansatzpunkt nie ein postmoderner war. Klar erinnert unser Regal „Hicks“ an das Ikea-Regal „Ivar“, denn beide sind aus schlichtem Fichtenholz gefertigt. Die Idee hinter „Hicks“ war aber seine ziemlich ausgeklügelte Statik. Was, wie Sie sagen, kubistisch aussieht, steht auch mitten im Raum stabil da.

Das perfekte Regal oder der perfekte Stuhl sind also auch ein halbes Jahrhundert nach Charles Eames und Arne Jacobsen noch nicht entworfen worden?

Es gibt viele gute Stühle und es werden weitere folgen. Entscheidend ist, dass man die Fragestellung an das Produkt immer wieder erneuert. Welcher Stuhl fehlt? Darum geht es. Und nicht in erster Linie um hübsche Dinge, auch wenn das eine populäre Definition von Design ist.

Überhaupt hat das Label Design ja Konjunktur …

… und ist dabei fast schon zu einem Wort geworden, dem man intuitiv misstraut; so wie Accessoire, etwas, das rumsteht und das man eigentlich auch weglassen könnte.

INTERVIEW: CLEMENS NIEDENTHAL