Die Schienen werden teurer

Die Bahn will höhere Entgelte für die Nutzung ihrer Gleise verlangen. Kritiker warnen vor Ticketpreissteigerungen und vermuten interne Subventionen zugunsten des Konzerns

BERLIN taz ■ Bahnfahren könnte in den nächsten Jahren erneut deutlich teurer werden. Hintergrund sind Pläne der Bahntochter DB Netz, die Preise für die Nutzung des Schienennetzes bis 2011 um 9 Prozent anzuheben. Das gehe aus einem internen Papier hervor, aus dem die Financial Times Deutschland gestern zitierte. Regionale Verkehrsverbünde erwarten als Folge Mehrkosten in Millionenhöhe – und wegen steigender Preise weniger Fahrgäste. Der Fahrgastverband Pro Bahn vermutet sogar eine interne Subvention im DB-Konzern, indem die Einnahmen des Netzes auf den Restkonzern umgeleitet werden.

„Die Bahn versucht sich am Schienennetz gesund zu verdienen“, kritisiert Stefan Jugelt, Pro-Bahn-Bundesvorstand. Das Unternehmen habe in den vergangen Jahren Strecken an die private Konkurrenz verloren. „Nun versucht sie sich das verlorene Geld dort zu holen.“

Betroffen sind besonders regionale Anbieter. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg rechnet etwa mit Mehrkosten in Höhe von 3,6 Millionen Euro pro Jahr. „Es geht nicht an, dass die DB Netz AG die Trassenpreise erhöht und sich zeitgleich die Attraktivität des Regionalverkehrs verschlechtert“, sagt Geschäftsführer Hans-Werner Franz.

Inwieweit die jetzigen Netzgebühren überhaupt erlaubt sind, ist bisher unklar. Die zuständige Bundesnetzagentur hat die Entgelte bisher nicht begutachtet, teilte eine Sprecherin der taz mit. Wann die geplante Prüfung der Entgelte stattfinden werde, sei derzeit noch unklar. „Wir sehen der Überprüfung gelassen entgegen“, sagte ein DB Netz-Sprecher. Schließlich verlange man marktgerechte Preise.

Das sieht die Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (BAG-SPNV) anders. Der Verbund vertritt Bundesländer, die regionale Strecken ausschreiben und Bahnanbieter bezahlen, damit sie diese befahren. Auch die Aufgabenträger sind von der geplanten Preiserhöhung direkt betroffen. Entweder müssten sie mehr bezahlen. Oder die Fahrpreise stiegen, was dann die Fahrgäste zu spüren bekommen. Die BAG-SPNV verlangt daher von der DB Netz, endlich die realen Kosten zu veröffentlichen. „Es ist inakzeptabel, dass das bisher nicht geschehen ist – trotz mehrfacher Nachfrage“, sagt Präsident Bernhard Wewers. CHRISTIAN HONNENS