Von Kulmbach nach Kundus: Chronologie einer Karriere

3. März 2002: Karl-Theodor zu Guttenberg wird mit 30 Jahren für die CSU erstmals Kreisrat des Landkreises Kulmbach.

22. September 2002: Guttenberg kommt mit 63 Prozent Erststimmen für den Wahlkreis Kulmbach in den Bundestag.

18. September 2005: Guttenberg wird mit 60 Prozent wieder in den Bundestag gewählt und wird CDU/CSU-Obmann im Auswärtigen Ausschuss.

8. Dezember 2007: Guttenberg wird Vorsitzender des CSU-Bezirksverbandes Oberfranken.

30. Oktober 2008: Guttenberg wird als Nachfolger von Christine Haderthauer zum CSU-Generalsekretär berufen.

9. Februar 2009: Guttenberg löst Michael Glos als Bundeswirtschaftsminister ab.

30. Mai 2009: Der im Zuge der Opel-Rettung geplante Verkauf des Autobauers an den Investor Magna will Guttenberg nicht mittragen: „Ich will sagen, dass in einem sehr schwierigen Abwägungsprozess … ich persönlich zu einer anderen Einschätzung der Risiken gekommen bin“. Medienberichten zufolge droht er mit Rücktritt.

27. September 2009: Guttenberg wird mit dem bundesweit besten Erststimmenergebnis von 68,1 Prozent erneut in den Bundestag gewählt.

28. Oktober 2009: Guttenberg folgt Franz Josef Jung und wird Verteidigungsminister.

6. November 2009: Guttenberg bezeichnet den Luftschlag bei Kundus als „militärisch angemessen“. Am 4. 9. hatte ein Bundeswehroberst den Angriff auf zwei Tanklaster angeordnet, die von Taliban gekapert waren; bis zu 142 Menschen starben, darunter viele Zivilisten.

26. November 2009: Guttenberg äußerst Zweifel an der Angemessenheit des Luftschlages und sagt, dass ihm „wesentliche Informationen“ vorenthalten worden seien. Er feuert Generalinspekteur Schneiderhan und Staatssekretär Wichert.

12. Juni 2010: Nach einem Bericht der FAS soll Guttenberg gegenüber Vertrauten gesagt haben, er denke ernsthaft an Rücktritt, weil das Bundeskanzleramt ohne sein Wissen ein Gutachten zum Kundus-Untersuchungsausschuss erstellt habe.

26. Oktober 2010: Guttenberg kündigt eine Strukturreform der Bundeswehr an: „Mit kosmetischen Maßnahmen wird es nicht getan sein.“

22. November 2010: Guttenberg kündigt die Aussetzung der Wehrpflicht zum 1. Juli 2011 an.

22. Januar 2011: Nach zwei Todesfällen und einer angeblichen Meuterei auf der „Gorch Fock“ setzt Guttenberg Kapitän Norbert Schatz ab.

15. Februar: Die Süddeutsche Zeitung berichtet vorab über mögliche Plagiate in der Doktorarbeit Guttenbergs. Thema der Arbeit: „Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU“, eingereicht an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth.

16. Februar: In der Printausgabe der SZ weist der Bremer Jurist Andreas Fischer-Lescano kopierte Textstellen ohne Fußnoten nach. Guttenberg bezeichnet den Vorwurf als „abstrus“. Sein Doktorvater Peter Häberle stellt sich hinter ihn. Auch die Frankfurter Allgemeine berichtet von Plagiatsstellen in der Einleitung. Guttenberg fährt zu einem Blitzbesuch nach Afghanistan. Die Universität Bayreuth will die Vorwürfe prüfen.

17. Februar: Im Internet werden die immer mehr werdenden Schummelstellen auf der Webseite „Guttenplag-Wiki“ gesammelt und ausgewertet.

18. Februar: Guttenberg beharrt darauf, dass seine Promotion kein Plagiat sei, und kündigt an, bis zur Klärung der Vorwürfe vorübergehend auf seinen Doktortitel zu verzichten.

19. Februar: Es werden Vorwürfe laut, der Verteidigungsminister habe den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags eingespannt.

21. Februar: „Guttenplag-Wiki“ veröffentlicht einen Zwischenbericht, dass 70 Prozent der Guttenberg-Dissertation unter Plagiatsverdacht stehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel stellt sich hinter Guttenberg: Sie habe einen Minister „und keinen wissenschaftlichen Assistenten“ bestellt. Guttenberg räumt bei einer Parteiveranstaltung in Kelkheim „gravierende Fehler“ ein und verkündet den dauerhaften Verzicht auf den Doktortitel.

22. Februar: Erste Unionspolitiker wenden sich von Guttenberg ab. Norbert Lammert spricht von einer „nicht überzeugenden Problembewältigung“.

23. Februar: Die Universität Bayreuth entzieht Guttenberg den Doktortitel.

28. Februar: Wissenschaftler übergeben der Bundeskanzlerin einen offenen Brief, unterzeichnet von 30.000 Doktoranden. Sie bezeichnen die Plagiatsaffäre als eine „Verhöhnung“ der wissenschaftlichen Arbeit. Merkels Haltung lege nahe, dass „es sich beim Erschleichen des Doktortitels um ein Kavaliersdelikt handele“. Auch Guttenbergs Doktorvater Häberle geht auf Distanz.

1. März: Guttenberg tritt zurück. Es sei der schmerzlichste Schritt seines Lebens. Er gehe ihn „nicht allein“ wegen seiner fehlerhaften Doktorarbeit. „Der Grund liegt im Besonderen in der Frage, ob ich den höchsten Ansprüchen, die ich selbst an meine Verantwortung anlege, noch nachkommen kann“. Und: „Wenn es auf dem Rücken der Soldaten nur noch um meine Person gehen soll, kann ich dies nicht mehr verantworten.“ Sein langes Zögern erklärt er damit, es sei für ihn eine „Frage des Anstandes“ gewesen, „zunächst die drei gefallenen Soldaten zu Grabe zu tragen“. (dapd/taz)