Der Umgang mit dem Sexualtäter K. ist blanker populismus
: Vom Täter zum Politikum

Dass Menschen, die nicht psychisch krank sind, in die Psychiatrie gesteckt werden, ist typisch für Diktaturen aller Art. Eine solche Zwangspsychiatrisierung haben nun aber auch die Behörden in Brandenburg/Havel versucht. Weil gegen den jüngst aus dem Gefängnis entlassenen Sexualtäter Uwe K. aus rechtlichen Gründen keine Sicherungsverwahrung verhängt werden konnte, sollte er zwangsweise in einem psychiatrischen Landeskrankenhaus untergebracht werden – und das nur, um auf eine selbst geschaffene Medienhysterie eine zupackende Antwort zu liefern. So etwas macht aus Brandenburg zwar keine Diktatur, zeichnet die Stadt aber als Ort minderen Rechtsbewusstseins aus.

Der Fall ist frappierend, weil bei K. nie von einer psychischen Krankheit die Rede war, weder bei seiner Verurteilung noch während der Haft und auch nicht bei seiner Entlassung. K. hatte nur das Pech, ein Politikum zu sein. Weil er mehrere Mädchen vergewaltigte, als es in Brandenburg noch keine Sicherungsverwahrung gab, musste er nach Verbüßung der Strafe aus der Haft entlassen werden. Der Potsdamer Innensenator machte dafür die Bundesjustizministerin persönlich verantwortlich, weil sie die Gesetzeslücke nicht rechtzeitig schloss. In dieser Auseinandersetzung wurde aus Uwe K. plötzlich eine „tickende Zeitbombe“, obwohl K. ein relativ leicht kontrollierbarer Beziehungstäter ist, der sich nie wahllos an fremden Opfern verging.

K. hätte also nicht einmal eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung benötigt, wie sie derzeit dem wohl deutlich gefährlicheren Quedlinburger Frauenmörder Frank O. zuteil wird. Bei Uwe K. hätten eine strenge Führungsaufsicht und ein wachsamer Bewährungshelfer vermutlich genügt.

Doch als der Boulevard das Thema entdeckt hatte, gab es kein Halten mehr. Zunächst wurde K. vier Tage in Vorbeugehaft genommen, obwohl keine akute Gefahr vorlag. Dann beantragte der Amtsarzt die Unterbringung in der Psychiatrie, weil es die kurzfristig einzige realisierbare drastisch klingende Maßnahme war. Wer Hysterie sät, muss populistisch handeln. Das zeigt das Beispiel von Brandenburg. CHRISTIAN RATH