Bangkoks neuer Airport bröckelt schon

Nur vier Monate nach der Eröffnung müssen auf Bangkoks neuem internationalem Flughafen wegen Pfusch 70.000 Quadratmeter saniert werden. Auf den Zubringern sowie Start-und-Lande-Bahnen wurden tausende Risse festgestellt

BANGKOK taz ■ Tortrakul Yomnak, Vorstandsmitglied der Flughafenbehörde AOT, nimmt kein Blatt vor den Mund: „Nur wenige Wochen nach der Eröffnung haben wir Risse gefunden, der neue Vorstand hatte bis dahin keine Informationen über die Schäden“, so der Bauingenieur. Als Chef eines Spezialkomitees ist es jetzt seine Aufgabe, die Sicherheitsmängel auf Bangkoks neuem internationalen Flughafen Suvarnabhumizu untersuchen. Etwa einhundert Risse hätten seine Mitarbeiter entlang den Gebäuden entdeckt, sagt Tortrakul. Nach einer Inspektion war ihm klar, „dass sie über das ganze Rollfeld verstreut waren“. Ein paar Tage später waren auch auf den Start-und-Lande-Bahnen je ein kleiner Riss festgestellt worden. Heute steht fest: Es müssen mindestens 70.000 von insgesamt zwei Millionen Quadratmetern des Flughafens instand gesetzt werden. Als eine der ersten Konsequenzen aus dem Skandal war am Donnerstagabend der Flughafenchef zurückgetreten – offiziell aus „gesundheitlichen Gründen.“

Mehr als 3 Milliarden Euro hatte der futuristisch wirkende Flughafen aus Glas und Stahl gekostet. Das „Goldene Land“ sollte sich nach den Vorstellungen von Expremier Thaksin Shinawatra zum Vorzeigedrehkreuz in Asien werden und die Konkurrenten Singapur und Hongkong abhängen. Doch Kritik hagelte es praktisch seit der Eröffnung Ende September 2006: Passagiere beklagten sich über fehlende Toiletten, mangelnde Beschilderung und zusammenbrechende Computersysteme. Suvarnabhumi, was übersetzt „Goldenes Land“ bedeutet, ähnele eher einem Einkaufszentrum als einem Flughafen, monierten Beobachter. Die jetzige Debatte um mögliche Sicherheitsrisiken aber wird wohl alle bisherigen Probleme überschatten. Wie lange Reparaturarbeiten dauern und wie stark sie den Flugverkehr beeinträchtigen könnten, ist noch unklar. Derzeit streiten die Experten über die Ursachen: Möglich sei, dass minderwertiger Sand dafür benutzt worden sei, den morastigen Untergrund aufzufüllen. Entsprechende Testergebnisse sind laut Tortrakul Yomnak „unter den Teppich gekehrt worden“. Andere Fachleute erklären, dass man Suvarnabhumi auf dem einst als „Kobrasumpf“ bezeichneten Gelände knapp 30 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Bangkok gar nicht erst hätte bauen dürfen.

Über Risse entlang einer Landebahn wurde schon lange gemunkelt. Im August 2005 war die thailändische Tageszeitung Bangkok Post damit an die Öffentlichkeit gegangen. Die Zeitung hatte den Leitartikel damals zurückgezogen und den Journalisten wegen angeblich unzutreffender Berichterstattung gefeuert. Heute stellt sich heraus, dass dessen Entlassung politisch motiviert war. Denn Kritik an Suvarnabhumi galt in der Ära Thaksin als Sakrileg: „Als Thaksin bekannt gab, den Flughafen zu eröffnen, haben viele Leute sich nicht getraut, ihm zu sagen, dass wir dafür noch nicht bereit sind“, sagt der Experte Tortrakul Yomnak. Nun könnte der ausrangierte 90 Jahre alte Flughafen Don Muang wieder eröffnet werden – allerdings nur für Inlandflüge. NICOLA GLASS