Iranischer Dissident erneut im Gefängnis

■ Abbas Amir Entesam soll trotz Verbot ein Interview gegeben haben. Unter Hausarrest stehender Großajatollah kritisiert die Verurteilung des ehemaligen Innenministers Nuri

Teheran/Berlin (dpa/AP/ taz) Keine Gnade für Abbas Amir Entesam. Nur vier Wochen nach seiner Freilassung wurde der prominente iranische Dissident wieder verhaftet. Das berichete gestern die Teheraner Tageszeitung Iran. Als Grund für die erneute Verhaftung wird angegeben, Entesam habe einer iranischen Zeitung ein Interview gegeben, obwohl ihm jegliche Kontakte zur in- und ausländischen Presse verboten waren.

Entesam war Sprecher der iranischen Übergangsregierung unter Ministerpräsident Mehdi Basargan direkt nach der Islamischen Revolution 1979. 1980 wurde er wegen angeblicher Spionage für die USA zu lebenslanger Haft verurteilt. Im vergangenen Jahr war er nach 18 Jahren Haft freigelassen, kurz darauf jedoch wieder verhaftet worden. Auch Entesams Frau, Elaheh Amir Entesam, war im Frühjahr vorübergehend verhaftet worden, weil sie auf einer Veranstaltung demonstrierender Studenten sprechen wollte.

Das Katz-und-Maus-Spiel um den Dissidenten gilt als Teil des Machtkampfs zwischen Irans reformorientiertem Präsidenten Mohammad Chatami und seinen konservativen Gegenspielern. In diesem Kampf meldete sich gestern ein weiterer prominenter Dissident zu Wort: Der unter Hausarrst stehende Großajatollah Ali Montaseri. In der gestrigen Ausgabe der linksislamistischen Zeitung Sobh-e Emrus kritisiert er die Verurteilung des ehemaligen Innenministers und Chatami-Vertrauten Abdullah Nuri. „Nuris Verurteilung durch ein ungesetzliches Gericht hat nur seine Glaubwürdigkeit und Ehre vergrößert.“ Nuri sei „der Stolz eines jeden freiheitsliebenden Klerikers“.

Ein Sondergericht hatte Nuri am Wochenende wegen „Beleidigung des Islam“ zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Damit kann der Reformer nicht bei den Parlamentswahlen am 18. Februar kandidieren, der wichtigsten politischen Entscheidung in der Islamischen Republik. Montaseri galt einst als Nachfolger von Revolutionsführer Chomeini. Wegen seiner Kritik an Massenhinrichtungen fiel er jedoch in Ungnade. taud